Zertifizierung Ökostrom – Das Umetikettieren durch den Zukauf von EU Zertifikaten verhindern!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 02.07.2020


Der Markt für Ökostrom in Deutschland wächst stetig. Doch noch immer haben die Anbieter gewisse Möglichkeiten, ihre unsaubere Energie durch den Ankauf von EU-Zertifikaten umzuetikettieren. Abhilfe schaffen an dieser Stelle nur Zertifizierungen der Anbieter, wobei es auch hier verschiedene Standards gibt. Welche das sind und welchen Sinn sie haben, zeigt der folgende Ratgeber.

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Warum bedarf es überhaupt einer Zertifizierung für Ökostrom?

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Denn grundsätzlich haben Anbieter gleich zwei Möglichkeiten, solch grüne Energie zu produzieren bzw. vielmehr sie zu verkaufen:

  1. Echte Anbieter: Der „echte“ Ökostrom stammt von solchen Produzenten, die tatsächlich nur auf regenerative Energien setzen. Sie bauen beispielsweise große Windkraftanlagen, um den Strom herzustellen und schonen hierdurch die Umwelt-
  2. Unechte Anbieter: Allerdings gibt es auch eine nicht unerhebliche Anzahl an „unechten Produzenten. Sie stellen die grüne Energie nicht selbst her, sondern kaufen Zertifikate hierfür. Das Prinzip: Pro hergestellter Megawattstunde grüner Energie erhalten Ökostrom-Produzenten von der EU ein Zertifikat, das allerdings verkauft werden kann.

Das Problem an den unechten Anbietern besteht darin, dass allein die norwegischen Wasserkraftwerke so viel grüne Energie herstellen, wie in der gesamten EU nachgefragt wird. Wer also Strom bei einem „unechten“ Anbieter bezieht, fördert den nachhaltigen Strom nur bedingt. Denn die Produzenten müssen keine neuen Kraftwerke bauen oder bisherige Produktionsanlagen umstellen, sie kaufen sich den Ökostrom, der ohnehin produziert wird, ganz einfach.

Es werden für die Erzeugung von Ökostrom keine neuen Kraftwerke benötigt.

Es werden für die Erzeugung von Ökostrom keine neuen Kraftwerke benötigt.

Genau dieses Problem wollen die Ökostromlabel lösen. Sie zeichnen nur solche Anbieter aus, die auch tatsächlich selbst grüne Energie produzieren. Zu diesem Zweck besuchen die Prüfer die Produktionsstätten und überprüfen, ob mit den EU-Zertifikaten gehandelt wird.

Fazit: Wer sich für den Abschluss eines Ökostrom-Tarifs entscheidet, sollte darauf achten, dass der eigene Anbieter auch wirklich grüne Energie produziert. Denn die Unternehmen können „unsauberen“ Strom durch den Ankauf spezieller Zertifikate ganz einfach umetikettieren.

Worauf legen die einzelnen Ökostromzertifikate wert?

Alle Ökolabels, die im Folgenden näher vorgestellt werden, garantieren, dass der von den Unternehmen angebotene bzw. produzierte Strom wirklich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Es ist nicht möglich, beispielsweise Atomstrom einfach umzuetikettieren. Zu streng sind die Prüfverfahren, als dass ein derartiger Handel nicht auffallen würde. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Labels im Detail voneinander, was insbesondere die Förderung von neuen Anlagen betrifft:

  • Einige der Labels werden schon dann vergeben, wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Auch damit leisten Verbraucher bzw. die Unternehmen selbst einen nicht unerheblichen Beitrag zum Klimaschutz.
  • Noch etwas weiter gehen allerdings solche Ökostromzertifikate, die sich direkt auf die Investitionen der Unternehmen beziehen. Gemeint ist, dass die Konzerne aktiv Geld in neue Kraftwerke für erneuerbare Energien investieren müssen. Das kann beispielsweise über Quoten geschehen, aber auch feste Laufzeiten von bestehenden Kraftwerken können die Innovationen fördern.

Letztlich sind beide Varianten durchaus positiv zu bewerten. Wichtig ist aber in jedem Fall, dass der Stromanbieter eines der Zertifikate ausweist, die jetzt vorgestellt werden sollen. Ist das nicht der Fall, produziert das Unternehmen entweder keinen reinen Ökostrom oder kauft ganz einfach die vorgestellten EU-Zertifikate. Beides dürfte nicht im Interesse umweltbewusster Verbraucher sein.

Fazit: Auch bei den Zertifizierungen für Ökostrom selbst gibt es noch gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Siegeln. So werden einige schon dann vergeben, wenn das Unternehmen zu 100 Prozent nur Ökostrom produziert. Etwas weiter gehen solche Labels, die auch die Innovations- und Investitionsfreudigkeit der Konzerne auszeichnen. Dann werden die Labels nur verteilt, sofern der Konzern regelmäßig neue regenerative Kraftwerke errichtet.

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Gütesiegel des TÜV

Eines der besten weil strengsten Gütesiegel wurde vom TÜV Nord entwickelt. Das Zertifikat „Geprüfter Ökostrom“ wird an alle Energieversorger vergeben, die Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien beziehen. Somit leisten diese Unternehmen einen tatsächlichen Beitrag zur Energiewende.
Auch der TÜV Süd hat ein entsprechendes Label entwickelt, das sich allerdings in zwei verschiedene Kategorien gliedert:

  • EE01: Der bereitgestellte Ökostrom wird ausschließlich aus erneuerbaren Energien gewonnen. Ganze 30 Prozent davon stammen sogar aus Neuanlagen, die innerhalb der vergangenen Jahre erbaut worden sind.
  • EE02: Auch hier stammt der Strom rein aus erneuerbaren Energiequellen. Allerdings müssen alle Anbieter, die mit dem Zertifikat EE02 ausgestattet sind, den Ökostrom zeitgleich ins Netz einspeisen. Das heißt, dass genau so viel Ökostrom in das Netz fließt, wie der Kunde zum jeweiligen Zeitpunkt auch wirklich verbraucht.

Fazit: Zwei der bekanntesten und striktesten Siegel wurden vom TÜV entwickelt. Dabei zeichnet der TÜV Nord nur solche Unternehmen aus, die ihren Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen beziehen. Der TÜV Süd geht mit seinen Zertifikaten sogar noch einen Schritt weiter und versucht so, den Neubau von regenerativen Kraftwerken zu fördern.

Die Energiewende macht unsere Welt grüner

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Das Gütesiegel „OK power“

Hingegen wurde das Gütesiegel „OK power“ nicht vom TÜV oder einer staatlichen Institution entwickelt, sondern vom Öko-Institut e.V. und einem gemeinnützen Institut. Kerngedanke: Die vom Label ausgezeichneten Anbieter leisten einen zusätzlichen Beitrag zur Energiewende, weshalb sie mindestens zwei der folgenden Bedingungen erfüllen müssen:

  1. Sie fördern die Systemintegration von erneuerbaren Energien durch entsprechende Projekte.
  2. Sie beschleunigen den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.
  3. Der Strom stammt zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen, die gleichzeitig noch strenge ökologische Kriterien erfüllen.

Darüber hinaus hat das Label sogenannte Ausschlusskriterien entwickelt. Ist eines hiervon erfüllt, so darf der jeweilige Energieproduzent das Label ausdrücklich nicht tragen:

  • Der Anbieter ist an Braunkohle- oder Atomkraftwerken beteiligt.
  • Auch an der Planung solcher Bauten darf sich das Unternehmen nicht beteiligen.
  • Es müssen verbraucherfreundliche Vertragskonditionen gewährleistet sein.

Das Label gibt es zudem in unterschiedlichen Ausführungen. An Händler wird es nur dann vergeben, wenn der Kunde zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt wird. Zudem muss je ein Drittel aus der Energie aus Kraftwerken kommen, die nicht älter als sechs bzw. zwölf Jahre alt sind. Dadurch möchte OK power den Ausbau von Kraftwerken beschleunigen, wobei die Anlagen nicht im Rahmen des EEG gefördert werden dürfen. Weitere Labels:

  • Innovationen: Erst zum 01.01.2016 eingeführt, ist der Effekt dieses Gütesiegels schon jetzt spürbar. Schließlich basiert es auf Förderbeiträgen, die über den Strompreis erhoben werden und anschließend besonders effiziente Technologien fördern sollen. Zwischen 0,2 und 0,5 Cent pro Kilowattstunde (netto) lässt das jeweilige Unternehmen auf ein Rücklagenkonto für Innovationen fließen, der dann innerhalb kurzer Zeit für Investitionen verwendet wird.
  • Initiierung: Diese Variante wurde hingegen eingeführt, um den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien weiter zu fördern. So liefert der Anbieter Strom, der ausschließlich aus Ökoenergien stammt. Dabei muss der Produzent nachweisen, dass mindestens 50 Prozent der Strommenge, die vom Kunden nachgefragt wird, durch selbst initiierte Anlagen hergestellt worden ist.

Fazit: Das Ok power Label ist etwas strikter als diejenigen, die vom TÜV entwickelt worden sind. Möchte sich ein Unternehmen mit dem Siegel auszeichnen lassen, darf es ausschließlich Ökostrom produzieren. Zudem muss es nachweisen können, dass ein großer Teil dieses Stroms aus Kraftwerken stammt, die maximal 6 bzw. 12 Jahre alt sind. Dadurch möchte das Label die Errichtung neuer Kraftwerke nachhaltig fördern und so einen wichtigen Teil zur Energiewende beitragen.

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Grüner Strom Label von Umweltschutzverbänden

Die dritte, wirklich glaubwürdige Alternative bei den Ökostromzertifikaten ist das Gütesiegel „Grüner Strom Label“. Schon 1998 ins Leben gerufen, gilt es heute immer noch als eines der führenden Zertifikate in diesem Bereich. Hinter dem Label stehen unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der Naturschutzbund Deutschland und andere Umweltorganisationen. Ziel des Labels ist es vor allem, für Transparenz im Markt des Ökostroms zu sorgen. So kennzeichnet das Siegel grundsätzlich empfehlenswerte Angebote von grünem Strom, wobei dieser wie folgt definiert ist:

  • Die Elektrizität wurde naturverträglich und rein aus regenerativen Energiequellen erzeugt.
  • Hierfür müssen die Anbieter des Stroms entsprechende gesetzlich vorgeschriebene Herkunftsnachweise vorlegen können.
  • Eine virtuelle Übertragung von Umweltvorteilen mittels der EU-Zertifikate ist absolut nicht unzulässig.

Wenn sich Anbieter mit dem Grüner Strom Label auszeichnen, produzieren sie also tatsächlich Ökostrom. Verliehen wird das Zertifikat aber auch nur dann, wenn der im Strompreis erhaltene Förderbetrag des Bundes ausschließlich für den Ausbau der regenerativen Energien verwendet wird. Für den Verbraucher bewirkt das einen Doppelnutzen:

  1. Verbraucher beziehen wirklich grünen Strom, der nicht einfach umetikettiert wurde.
  2. Durch den Abschluss eines Stromvertrags fördern Verbraucher den Ausbau regenerativer Kraftwerke.

Eines der wesentlichsten Förderinstrumente des Labels ist die Finanzierung von Anlagen zur Erzeugung von Ökostrom. Darüber hinaus werden aber weitere, innovative Maßnahmen etwa zur Verbesserung der notwendigen Infrastruktur (Stromspeicher, Stromtrassen o.ä.) gefördert. So soll die Energiewende letztlich deutlich schneller vollzogen werden können.

Es liegt an uns, was wir unseren Kindern hinterlassen.

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Fazit: Mit dem Grüner Strom Label bietet sich eine dritte Möglichkeit, Ökostrom klar zu erkennen. Denn auch dieses von verschiedenen Umweltverbänden entwickelte Sigel zeichnet nur solche Anbieter aus, die auch wirklich selbst Ökostrom produzieren. Das reine Umetikettieren reicht nicht aus, um in den Augen der Prüfer schon als grüner Stromproduzent zu gelten.

Fazit: Ökostromlabels sorgen für Klarheit

Der Markt für Ökostrom ist teilweise etwas unübersichtlich. Schließlich können Unternehmen „dreckigen“ Strom durch den Ankauf eines Zertifikats ganz einfach umetikettieren. Abhilfe schaffen gleich mehrere Stromlabels, die nur solche Anbieter auszeichnen, die auch wirklich Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Einige der Siegel gehen sogar noch einen Schritt weiter und zeichnen nur solche Unternehmen aus, die auch noch in neue Stromkraftwerke investieren. Dadurch wird die Energiewende noch etwas stärker forciert und die Umwelt nachhaltig gefördert.