Energiewende Ziele – Die Strategie und ihre zwei Säulen in der Bewertung!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 23.08.2019


Schon seit dem Jahr 2008 ist die Energiewende in Gange und auch heute noch hat sie großen Einfluss auf das politische Tagesgeschehen. Doch auch im Alltag begegnet und die Energiewende immer wieder, wenn beispielsweise Förderprogramme für die Gebäudesanierung erlassen oder Elektroautos gefördert werden. Doch warum wurde die Energiewende überhaupt beschlossen? Was sind deren Ziele und können diese überhaupt erreicht werden? Wir klären auf.

Warum überhaupt Energiewende?

Dass sich das Klima verändert, ist kein Märchen, sondern wissenschaftlich klar bewiesen. Insbesondere in Küstenregionen und in Afrika sind die Veränderungen schon heute deutlich sichtbar, hier sorgen beispielsweise krasse Dürren für Hungersnöte, Not und Elend. Allein das wäre bereits Grund genug, den Klimaschutz zu fördern, zumal die Betroffenen nicht die Schuldigen sind. Grundsätzlich hat die Bundesregierung vier maßgebliche Gründe genannt, warum ein Umdenken bei der Energiepolitik notwendig war und ist:

  1. Fossile Energieträger wie Öl und Gas sind endlich.
  2. Deutschland ist zu 70 Prozent von ausländischen Energieimporten abhängig, bei Öl sogar zu über 95 und bei Gas zu mehr als 88 Prozent.
  3. Der Bedarf an Energie wird in den kommenden Jahren weiter stark steigen und mit ihm auch die Energiekosten. Allein bis 2035 dürfte der weltweite Energiebedarf um 33 Prozent zunehmen.
  4. Durch den Energieverbrauch lassen sich rund 80 Prozent aller Treibhausgasemissionen erklären.

Oder um es kurz und plakativ zu sagen: Die Energiewende soll langfristig Geld sparen und das Klima retten. Dass ein solch hohes Ziel nicht binnen 10 Jahren zu erreichen ist, sollte allen Beteiligten klar sein. Es geht um ein „Mehr-Generationenprojekt“, um im Tonus der Regierung zu bleiben.
Fazit: Die Energiewende ist aus mehreren Gründen heraus absolut erforderlich. Zum einen verursacht die Stromproduktion den Großteil der Treibhausgase, die wiederum für eine dramatische Veränderung des Klimas sorgen. Zum anderen können durch die Energiewende langfristig Kosten gespart und die Importabhängigkeit bei fossilen Brennträgern reduziert werden.

Nachhaltigkeit - erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien gewonnen aus Sonne und Wind

Die von der Regierung ausgegeben Kernziele

Im großen Rahmenprogramm zur Energiewende aus dem Jahr 2008 hat die Bundesregierung sehr klare Ziele für einzelne Wirtschaftsbereiche und die Gesamtwirtschaft erlassen. Rein formal wird bei den jeweiligen Zielen mal von Primärenergieverbrauch, dann von Bruttoendenergieverbrauch und an anderer Stelle von Endenergieverbrauch gesprochen. Letztlich weichen diese Kennzahlen vor allem im Detail voneinander ab, weshalb im Folgenden immer von „Energieverbrauch“ gesprochen werden soll, damit auch der Laie die Ausführungen verstehen kann. Die wichtigsten Kernziele:

Ziel Beschreibung
Erneuerbare Energien Der Anteil von Wind, Sonne und Co. am Energieverbrauch soll bis 2050 auf 60 Prozent ansteigen. Schon bis 2020 soll der Anteil an der Stromversorgung an sich 35 Prozent betragen, bis 2050 soll der Wert bei 80 Prozent liegen.
Treibhausgase Auch die Emission der Treibhausgase wie CO2 soll stark zurückgehen. Bis 2020 soll der Wert um 40 Prozent reduziert werden, bis 2050 sogar um mindestens 80 Prozent.
Energieverbrauch Der Bedarf an primären Energieträgern soll um 20 Prozent bis 2020 und um 50 Prozent bis 2050 zurückgehen.
Energieproduktivität Die sogenannte Energieproduktivität soll pro Jahr um rund 2,1 Prozent erhöht werden.
Sanierungsrate Die Sanierungsrate von Gebäuden soll von derzeit 1 auf 2 Prozent pro Jahr verdoppelt werden (bis 2020).
Verkehrssektor Allein im Verkehrssektor strebt die Bundesregierung an, den Energieverbrauch bis 2020 um 10 Prozent und bis 2050 um 40 Prozent zu senken.

Als Basisjahr ist dabei immer das Jahr 2008 anzusehen. Die Ziele der Bundesregierung sind überaus ambitioniert, aber doch notwendig, um eine nachhaltige Abschwächung des Temperaturanstiegs zu bewirken.
Fazit: Im Papier zur Energiewende 2008 hat die Bundesregierung klare Ziele verankert. So soll der Energieverbrauch drastisch reduziert werden und bis 2050 um insgesamt 80 Prozent sinken. Auch der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix soll stark erhöht werden, so dass er 2050 rund 80 Prozent ausmacht.

Strategie basierend auf zwei Säulen

Doch die Bundesregierung hat nicht nur einfach Ziele vorgegeben, die von der Wirtschaft erreicht werden sollen. Es wurde eine Strategie entwickelt, die diese Zielerreichung aktiv fördern soll. Denn nur das Zusammenspiel der öffentlichen Hand und der privaten Wirtschaft kann letztlich zur Erreichung der ambitionierten Zielvorgaben führen. Grundsätzlich basiert diese Strategie auf zwei Säulen:

  1. Erneuerbare Energien: Mittel- bis langfristig soll die Energieproduktion nur noch mittels erneuerbarer Quellen stattfinden. So kann die Abhängigkeit von Importen klar reduziert werden, denn Wind und Sonne gibt es auch in Deutschland. Zudem ist die Produktion der Energie aus diesen Energieträgern fast klimaneutral, es werden kaum oder keine Treibhausgase ausgestoßen.
  2. Energieeffizienz: Doch die Verwendung der erneuerbaren Energieträger führt noch nicht zu einer Reduktion des Energieverbrauchs. Diese Minimierung möchte die Bundesregierung vor allem durch Effizienzmaßnahmen erreichen. So werden beispielswiese Sanierungen im Baubereich gefördert, was die benötigte Heizenergie senkt.

Für beide Säulen gibt es wiederum eine ganze Reihe von Maßnahmen und Regelungen, die in den letzten Jahren erlassen worden sind. Dabei nutzt die Regierung einen Mix aus aktiven Förderungen, Anreizen und Verboten, damit die einzelnen Wirtschaftssubjekte – sowohl Unternehmen als auch Haushalte – zur Zielerreichung beitragen.
Fazit: Nicht nur Ziele, sondern auch eine klare Strategie sind für die Energiewende entwickelt worden. Dabei setzt die Bundesregierung sowohl auf erneuerbare Energien als auch die Energieeffizienz. So soll der Strommix grüner werden, gleichzeitig aber die generelle Nachfrage nach Energie sinken.

Regierung nutzt einen Mix aus aktiven Förderungen, Anreizen und Verboten

Regierung nutzt einen Mix aus aktiven Förderungen, Anreizen und Verboten

Erneuerbare Energien sollen die komplette Stromproduktion übernehmen

Die erneuerbaren Energien sind die erste Säule der Energiewende, dabei aber mit der Energieeffizienz gleichberechtigt. Das bekannteste Programm, das im Rahmen dieser Strategie erlassen worden ist, dürfte die EEG-Umlage sein. Hiermit werden erneuerbare Energien gefördert, weil diese derzeit noch nicht wettbewerbsfähig wären. Zu gering sind die Kosten der Stromproduktion insbesondere bei Braunkohle, die ganz einfach gefördert und anschließend verbrannt wird.
Fixe Quoten für erneuerbare Energien hat die Regierung allerdings nicht eingeführt. Ziel ist es vor allem, dass die Nachfrage nach Ökostrom und Ökogas ohne externes Zutun ausreicht, damit die Unternehmen ihre Produktion ausbauen. So wurde in den vergangenen Jahren unter anderem auch die Forschung gefördert, damit die Technologien deutlich effizienter werden.
Fazit: Eine der grundlegenden Säulen der Energiewende sind die erneuerbaren Energien. Ziel der Regierung ist es, den Anteil der regenerativen Energieträger an der gesamten Stromproduktion stark zu erhöhen. Dazu wird beispielsweise die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich, aber auch die Produktion ans ich subventioniert.

Energieeffizienz im Fokus

Die zweite Säule der Energiewende bildet die Energieeffizienz. Erreicht werden kann Effizienz grundsätzlich auf Basis zweier verschiedener Prinzipien:

  1. Der Output wird konstant gehalten, dafür aber der Input gesenkt.
  2. Der Output wird erhöht, dafür aber der Input konstant gehalten.

Die Maßnahmen in diesem Bereich zielen vor allem auf eine Senkung des Energieverbrauchs bei konstantem Output ab. So ergeben sich beispielsweise bei der Sanierung von Gebäuden enorm hohe Einsparpotenziale. Durch moderne Dämmungen ist es etwa möglich, den Energieverbrauch bei der Heizung drastisch zu senken – bei gleich hoher Temperatur im Innenraum.
Fazit: Auch dem Thema der effizienten Verwendung der Energie widmen sich zahlreiche Programme der Bundesregierung. So soll vor allem der Input, also der Stromverbrauch, gesenkt werden.

Wie ist die Zielerreichung bisher?

Für die Energiewende an sich bekam die Bundesregierung viel Lob. Immer wieder inszenierte sich Deutschland als eines der führenden Länder bei der Klimapolitik. Doch die Realität sieht anders aus, auch die Bundesrepublik scheitert derzeit an ihren eigenen Zielvorgaben. Insbesondere bei der Elektromobilität sieht es schlecht aus. So hat die Bundesregierung bis 2020 1 Million Autos auf die Straße bringen wollen. Weil es Stand 2017 aber nur einige zehntausend sind, kann dieses Ziel nicht erreicht werden.
Auch die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien ist nur unter gehörigem Mehraufwand und nicht in angestrebter Höhe gelungen. Milliarden Subventionen wurden beispielsweise bei der in Deutschland nicht rentablen Solarenergie verpulvert. Es gibt kein einziges Unternehmen aus Deutschland, das die Solarzellen herstellt – aller staatlichen Mittel zum Trotz. Und auch beim Energieverbrauch gibt es große Lücken. So sind bisher vor allem beim Verkehr und in der Industrie kaum Senkungen des Verbrauchs zu verzeichnen. Die Nachfrage ist vor allem aufgrund des Wirtschaftswachstums seit 2008 ungebrochen. Für die Zukunft heißt das, dass sowohl die Regierung als auch die Unternehmen und einzelne Haushalte stark nachbessern müssen.

Rückschläge in der Solarenergie müssen hingenommen werden.

Rückschläge in der Solarenergie müssen hingenommen werden.


Fazit: Die bisherige Zielerreichung der Energiewende lässt durchaus zu wünschen übrig. Insbesondere beim Energieverbrauch konnten kaum nennenswerte Einsparungen erzielt werden, weil das Wirtschaftswachstum nach 2008 stark anzog. Doch auch bei den erneuerbaren Energien musste die Regierung immer wieder Rückschläge wie beispielsweise die Insolvenz der kompletten Solarindustrie hinnehmen.

Fazit: Energiewende mit ambitionierten Zielen

Im Jahr 2008 wurde die Energiewende beschlossen, die bis zum Jahr 2050 andauern soll. Zudem wurden viele Etappenziele bis 2020 oder 2035 erlassen. Bisher zeigt sich allerdings, dass diese kaum erreicht werden können. Zwar wächst beispielsweise der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix stetig, vor allem der Energieverberbrauch an sich konnte aber kaum gesenkt werden. Zu groß ist vor allem die industrielle Nachfrage nach Energie, als dass sich hier geringere Verbräuche durchsetzen lassen würden. Hier ist sowohl die Wirtschaft als auch die Regierung gefordert, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Denn durch eine erhöhte Energieeffizienz kann nicht nur das Klima geschützt werden, auch der Geldbeutel wird stark entlastet.