Knock Out Zertifikate: Hebelhandel für risikoaffine Trader

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 25.02.2022


Knock Out Zertifikate Erklärung – Unsere Artikelreihe Teil 1

Seit den 1990er Jahren erobern Zertifikate zunehmend den börslichen und außerbörslichen Handel. Die Derivate gehören zu den Inhaberschuldverschreibungen und bilden den Kurs eines fast beliebigen Basiswerts ab – ausgestaltet werden sie sehr individuell von der emittierenden Bank. Private Anleger haben von den konservativ strukturierten Varianten zahlreiche Vorteile, darunter den Zugang zu Basiswerten, die ihnen sonst verschlossen blieben.

Neben langfristigen Strategien oder der Absicherung des Portfolios sind mit Zertifikaten jedoch auch kurzfristige Spekulationen möglich, und das mit teilweise sehr hohen Hebeln. Knock Out Zertifikate sind die lukrativsten Produkte, wobei die Verfallsschwelle allerdings das Risiko für Trader deutlich steigert. Vor dem Einstieg in den Handel sollten Nutzer die Finanzinstrumente gründlich verstehen.

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Die wichtigsten Fakten zu Knock Out Zertifikaten:

  • Schuldverschreibungs-Konstrukte mit Hebel
  • Börslich und außerbörslich handelbar
  • Verfall beim Berühren oder Überschreiten der „Schwelle“
  • Hohes Risiko, verbunden mit hohen Renditemöglichkeiten
  • Handelserfahrung und Knock Out Zertifikate Strategie erforderlich
  • Tausende von Produkten namhafter Emittenten
  • Unterschiedliche Ausgestaltungen und Hebelfaktoren
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Knock Out Zertifikate: Strukturierte Produkte mit dem gewissen Etwas

Wie alle Zertifikate sind auch Knock Out Zertifikate sogenannte Derivate. Das heißt nichts anderes, als das die Produkte nicht für sich stehen können, sondern sich auf einen Basiswert beziehen. Dessen Wertentwicklung wird abgebildet. Für Anleger haben Zertifikate den Vorzug, dass mit ihnen auch Assetklassen handelbar werden, die sonst nur institutionellen Teilnehmern vorbehalten sind. Dazu gehören beispielsweise Forex oder Rohstoffe.

Finanztechnisch haben alle, also auch Knock Out Zertifikate, die Form einer Inhaberschuldverschreibung. Wer sie erwirbt, gewährt der emittierenden Bank also einen Kredit. Jenseits dieser Gemeinsamkeiten gibt es dann sehr viele unterschiedliche Arten von Zertifikaten im Handel, schätzungsweise 1,5 Millionen Produkte werden derzeit angeboten. Bei der Strukturierung haben die Banken vergleichsweise freie Hand, was die vielen verschiedenen Bezeichnungen, aber auch die Ausgestaltung erklärt.

Grundsätzlich lässt sich unterscheiden zwischen den sogenannten Tracker-Zertifikaten, die dem Kurs eines beliebigen Basiswerts folgen, und Faktor-Zertifikaten. Der Faktor ist in der Welt des Zertifikatehandels der Hebel. Unter den Faktor-Zertifikaten gilt die Gruppe der Knock Outs als besonders lohnend, denn hier sind zum Teil unglaublich hohe Hebel möglich. Trader, die aufgrund der Einschränkungen der europäischen Marktaufsicht bei anderen Hebelprodukten wie CFDs seit einigen Jahren kürzer treten müssen, können mit Knock Out Zertifikaten nach wie vor außergewöhnlich gute Renditen erzielen – sofern sie mit der Funktion und der Handhabung der Instrumente gut vertraut sind.

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Knock Out Zertifikate Erklärung

Die Bezeichnung Knock-Out ist aus dem Boxsport bekannt – K.O. ist, wer innerhalb der ausgezählten Zeit nicht mehr auf die Füße kommt. Ganz ähnlich funktionieren auch Knock Out Zertifikate. Mit den strukturierten Hebelprodukten hat die Finanzwelt nicht das Rad neu erfunden, denn die Idee der Knock-Out-Schwelle wurde von Optionsscheinen übernommen.

Schon kurz nach der Jahrtausendwende emittierten die ersten Banken sogenannte Turbo-Zertifikate, die vor allem bei Tradern mit kurzfristigen, hochspekulativen Strategien rasch populär wurden. Details und vor allem die Bezeichnungen unterscheiden sich je nach der anbietenden Bank erheblich – so werden die Knock Out Zertifikate als Turbos, als Hebelzertifikate und als Mini-Futures angeboten, bisweilen auch als Listed Index Future oder Listed Stock Future, kurz LIF und LSF.

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Warum Knock-Out Zertifikate?

Dass Knock Out Zertifikate Erfahrungen ab 2001 zunehmend möglich wurden, liegt an der Entwicklung der Märkte – denn in den Nullerjahren verzeichneten viele Werte erhebliche Volatilitäten, die sich für Anleger und Trader zum Risiko entwickelte. Betroffen waren davon auch die beliebten Optionsscheine.

Mit Knock Out Zertifikaten sollte die Volatilität als Einflussfaktor weitgehend ausgeschlossen werden. Sie bringen den Handel mit Hebeln wie bei Optionsscheinen und die Spekulation auf einen Eins zu Eins abgebildeten Kurs bei den zuvor angebotenen Basis-Zertifikaten zusammen. Außerdem haben Knock Out Zertifikate den Vorteil, die Kursspekulation auf steigende und fallende Kurse zu ermöglichen. Grundlage sind Futures, die über die Zertifikate börslich oder direkt mit dem Emittenten außerbörslich handelbar sind. Trader können mit hohen, sogar sehr hohen Hebeln extrem chancenorientiert handeln, auf derselben Ebene wie professionelle Trader und Broker.

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Knock Out Zertifikate vs Optionsscheine: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Gegenüber den zuvor bereits geläufigen Optionsscheinen haben Knock Out Zertifikate nicht nur den Vorzug, dass die Volatilität vernachlässigt werden kann. Auch andere Faktoren müssen nicht in komplexen Berechnungen einbezogen werden. Das macht Knock Out Zertifikate zunächst besser verständlich.

Wie ihre Vorläufer, die Tracker-Zertifikate, bilden sie den zugrunde liegenden Basiswert nahezu exakt ab. Auf eine Begrenzung der Laufzeit wie bei Optionsscheinen wird bei gängigen Open End KO-Zertifikaten verzichtet.

Optionscheine: Termingeschäfte mit Zeitkomponente

Bei Optionsscheinen handelt es sich nicht um eine bahnbrechende Neuerung der Finanzwelt – die Produkte sind verbriefte Optionen. Sie gewähren dem Inhaber also das Recht, den Gegenstand der Option im Fall einer Call-Option zu kaufen oder, sofern es sich um eine Put-Option handelt, zu verkaufen. Wie der Namensbestandteil „Option“ erkennen lässt, ist ein Recht, aber keine Verpflichtung impliziert.

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Festgelegt sind im Optionsschein

  • der Basiswert
  • der Fälligkeitstermin
  • der Basispreis

Ein gutes Geschäft machen Trader oder Anleger, wenn ein solcher Optionsschein zum Fälligkeitstag  je nach Call- oder Put-Optionsschein über bzw. unter dem Basispreis notiert. Die Differenz, der sogenannte innere Wert, ist der Gewinn. Nur wenn der Kurs zum Tag der Fälligkeit mit dem Basispreis identisch ist, ist die Option wertlos.

So weit – so einfach. Kompliziert werden Optionsscheine allerdings dadurch, dass die Preisbildung auch den Zeitwert mit einbezieht. Dieser ergibt sich aus der Restlaufzeit, wobei eine längere Laufzeit mit einem höheren Zeitwert einhergeht. Um den Zeitwert zu kompensieren, muss ein Optionsschein also einen höheren inneren Wert erzielen – insbesondere bei langen Laufzeiten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass dies tatsächlich geschieht, wird durch die von der emittierenden Bank erwartete Schwankungsbreite im Kurs des Basiswerts erheblich mit getragen. Die Volatilität spielt bei der Strukturierung von Optionsscheinen also eine wesentliche Rolle. Zugleich ist dies ein Faktor, der sich gerade über längere Laufzeiten exakten Prognosen entzieht.

Die Berechnung der Erfolgswahrscheinlichkeit von Optionsscheinen ist deshalb auch für erfahrene Trader eine gewisse Herausforderung. Daher ist für den Handel mit den Produkten die sogenannte Termingeschäftsfähigkeit notwendig. Sie muss bei der Bank oder beim Broker beantragt werden.

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Knock-Out Zertifikate: Vereinfachte Turbo-Produkte

Was sind Knock Out Zertifikate? Zertifikate mit Knock-Out Schwelle funktionieren ein wenig anders als Optionsscheine. Mit dem Griff zu diesen Produkten hat der Halter Teil an den Kursgewinnen des Basiswerts. Allerdings ermöglicht der Hebel den Einstieg mit lediglich einem Bruchteil des Kurswerts, obwohl die Kursgewinne real mitgenommen werden. Der Hebel oder bei Zertifikaten Faktor kommt durch eine Kreditlinie des Emittenten zustande und wirkt sich bei Open End Zertifikaten ebenso aus wie bei laufzeitbegrenzten Produkten.

Das ist natürlich für die emittierende Bank ein Risiko, und genau deshalb gibt es die Knockout-Schwelle. Mit Erreichen dieser Schwelle verfällt das Knock Out Zertifikat, das für eine Position aufgewendete Kapital ist verloren. Trader mit Erfahrung im Forex- und CFD-Handel kennen den Mechanismus unter anderem Namen, denn ganz ähnlich funktioniert der „Schutz vor negativen Kontoständen“ bei Differenzkontrakten. Würde ein Trade das Guthaben ins Minus drücken, schließt der CFD-Broker die betroffene Position. Der Hintergrund ist derselbe, denn es gibt weder bei CFDs noch bei Knock Out Zertifikaten Nachschusspflicht.

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Pro und Contra: Knock Out Zertifikate und Optionsscheine

Knock Out Zertifikate haben also ihre Stärken, doch im Vergleich zeigt sich, dass sowohl Optionsscheine als auch Knock Out Zertifikate ihre Berechtigungen haben und sich jeweils für bestimmte Strategien eignen.

Knock Out Zertifikate Optionsscheine
Kein Einfluss der Volatilität Vorteilhaft für Strategien auf dem Hintergrund geringer Marktvolatilität
Unkomplizierte Berechnung des fairen Wertes Erhebliche Gewinnpotenziale mit Put-Optionen bei starken Kurseinbrüchen
Hohe Transparenz Kein Totalverlustrisiko während der Laufzeit
Strategien ohne Laufzeitbegrenzung
Mögliche Totalverluste bei Berührung des Knock Out durch kurzfristige Kursschwankungen Komplizierte Berechnungen
Hohe Verluste durch extrem hohe Hebel Voraussetzung der Termingeschäftsfähigkeit

 

Die Hebelprodukte sind, wie die Übersicht zeigt, situationsabhängig. In den Händen erfahrener Trader haben beide ihre Berechtigung. Knock Out Zertifikate erweisen sich als interessant vor allem für Nutzer, die sich das erforderliche Grundwissen aneignen und ein fundiertes Risikomanagement mitbringen.

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Wer die Stärken und Schwächen der Produkte genau kennt, weiß, dass es sich hier um Finanzprodukte mit „Casino-Effekt“ handelt. Das gesamte Kapital für den Handel mit Knock Out Zertifikaten aufzuwenden, ist sicherlich keine gute Idee, doch wer es liebt, mit einem Bruchteil seines Budgets risikoorientierte Strategien zu realisieren, kann mit Turbo-Zertifikaten erstaunliche Gewinne erzielen. In den folgenden Teilen unserer Artikelreihe soll deshalb auf die wichtigen Kennzahlen, die Abläufe beim Handel und geeignete Strategien genauer eingegangen werden.

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Unser nächster Artikel

Im nächsten Artikel unserer Reihe über Knock Out Zertifikate soll es vor allem um wichtige Begriffe und die Standardformeln zur Berechnung der Produkte gehen, also wie funktionieren Kock out Zertifikate genau.

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