Knock Out Zertifikate: Hebelhandel für risikoaffine Trader

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 25.02.2022


Knock Out Zertifikate Erklärung – Unsere Artikelreihe Teil 2

Was sind Knock Out Zertifikate? Wie in unserem vorhergehenden Artikel erläutert wurde, handelt es sich bei Knock Out Zertifikaten um Produkte, mit denen Trader mit geringem Einstiegskapital von der Kursentwicklung eines Basiswerts profitieren – hier kann es sich um Aktien oder Indizes, Währungen und Rohstoffe handeln. Die Konstruktion der Produkte ist gegenüber Optionsscheinen deutlich einfacher und transparenter.

Durch die Knock Out Schwelle gelten diese auch als Turbos oder Mini-Futures beworbenen Finanzinstrumente jedoch wiederum als risikoreich, denn wenn die Schwelle erreicht oder berührt wird, ist ein Totalverlust möglich. Welche Kennzahlen und Aspekte sind beim Handel mit Knock Out Zertifikaten also besonders wichtig?

Knock-Out Zertifikate gebührenfrei handelnInvestitionen bergen das Risiko von Verlusten

Die wichtigsten Fakten zu Knock Out Zertifikaten:

  • Derivate mit Hebel bzw. Faktor
  • Verfall beim Berühren oder Überschreiten der Knock Out Schwelle
  • Unter verschiedenen Bezeichnungen von namhaften Anbietern emittiert
  • Börslicher und außerbörslicher Handel
  • Hohe Renditepotenziale stehen hohen Risiken gegenüber
  • Handelserfahrung und Risikomanagement sind notwendig
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Knock Out Zertifikate Erklärung: Wer emittiert die Produkte?

Herausgegeben oder emittiert werden Knock Out Zertifikate ausschließlich von Banken oder deren spezialisierten, angeschlossenen Unternehmen. Die Finanzdienstleister haben hinsichtlich der Strukturierung sehr viel Freiraum – wesentlich mehr, als beispielsweise bei einem Börsengang gewährt wird. Das erklärt das überaus große Angebot an Knock Out Zertifikaten. Einzige Voraussetzung ist, dass der Basiswert ein börsennotierter Markt ist.

Aufgrund der Ausgestaltung als Inhaberschuldverschreibung besteht bei Knock-Out Zertifikaten in jedem Fall das sogenannte Emittentenrisiko, die Produkte gelten nicht als Sondervermögen wie Fonds oder ETF und werden auch nicht durch Einlagenschutzfonds abgedeckt. Eine gute bis sehr gute Bonität der emittierenden Bank ist bei der Wahl der Zertifikate daher ein wichtiger Aspekt. Ein weiteres wichtiges Element ist der Ablauf beim Handel.

Börsenhandel mit Knock Out Zertifikaten

Knock Out Zertifikate Erfahrungen können Trader und Anleger im börslichen Wertpapier machen. Die Produkte sind wie Aktien oder Anleihen durch eine Wertpapier-Kennnummer oder eine ISIN zweifelsfrei erkennbar. Für den Handel wird ein Depot benötigt, die Kauf- oder Verkaufsorders können über die Ordermaske im Kundenzugang des Direktbankings erteilt werden. Der Börsenhandel mit Zertifikaten hat den Vorteil, dass der Kurs mit dem Ende des Börsentags ruht.

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Außerbörslicher Direkthandel mit den Emittenten

In den meisten Fällen ist über elektronische Handelssysteme auch der außerbörsliche Handel mit den Emittenten der Knock Out Zertifikate möglich. Wer sein Depot bei einer Bank oder einem Broker führt, bei denen der Direkthandel angeboten wird, genießt unter Umständen günstigere Konditionen, muss sich jedoch darüber im Klaren sein, dass auch Kursveränderungen nach dem offiziellen Ende des Börsentages einen Einfluss auf die Entwicklung des Knock Out Zertifikats haben. In diesen Fällen können Trader zu Schutzmechanismen wie einem Stopp Loss greifen, um sich abzusichern.

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Genau hinschauen beim Handelspartner: Große Unterschiede bei Knock Out Zertifikaten

Damit eine Knock Out Zertifikate Strategie die erhofften Renditen erzielt, kommt es nicht nur auf ein gutes Verständnis der Finanzinstrumente an, sondern auch auf die Auswahl der Bank, des Brokers und des Emittenten. Denn alle beteiligten Finanzdienstleister erheben Gebühren bzw. geben die Gebühren des Emittenten weiter. Bei Zertifikaten wird normalerweise eine Gebühr in Höhe von 5 Euro fällig, dazu kommt der sogenannte Spread.

Hierbei handelt es sich um die Differenz zwischen dem Geld- und Briefkurs eines Marktes. Der Briefkurs ist der Kaufpreis, während der Geldkurs der Verkaufspreis ist – beide unterscheiden sich geringfügig. Je nach Marktmodell des Finanzdienstleisters wird der Spread seitens des Emittenten weitergegeben oder mit einem eigenen Markup versehen.

Auch die festgelegte Schwelle für den Knock Out ist bei der Auswahl der Zertifikate wichtig. Liegt die Schwelle zu nah am Basispreis der „Underlyings“, dessen Kurs das Zertifikat abbildet, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass schon kleinste Kursausschläge das Knock Out Zertifikat wertlos machen. Zugleich erhöht sich mit geringeren Unterschieden auch der Hebel und die Renditeerwartung.

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Knock Out Zertifikate Erfahrungen machen mit der Suchfunktion

Einen ersten Überblick über die Vielzahl der angebotenen Knock Out Zertifikate bietet die Produktsuche des depotführenden Finanzdienstleisters. Mit entsprechenden Filtern können sich Nutzer hier auf die Suche nach Knock Out Produkten begeben, in manche Handelssoftware sind sogenannte Knock Out Finder integriert oder können über Erweiterungen eingebaut werden. Die Feineinstellung erleichtert die Suche nach bestimmten Basiswerten wie dem DAX 40, den Typ des Zertifikats, die Knock Out Schwelle, mögliche Laufzeitgestaltungen und auch minimale und maximale Hebel.

Derartige Such-Tools und Filter können ergänzt werden um Knock Out Maps. Die „Landkarten“ geben einen grafischen Überblick über die Performance der Zertifikate. Grün bzw. rot unterlegt sind die Tops und Flops, deren aktuelle Werte auf einen Blick zu erkennen sind. Der Informationsgehalt der Darstellungen ist beachtlich und ermöglicht es interessierten Trader, sich vor den ersten eigenen Strategien ein Bild von den Märkten zu machen.

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Knock Out Zertifikate: Diese Arten von Knock Out Zertifikaten gibt es

Bei vielen Derivaten ist die Spekulation auf steigende, aber auch auf fallende Kurse möglich, das ist auch im Rahmen der Knock Out Zertifikate Erfahrungen der Fall. Es gibt also Long- und Short-Knockouts.

Long gehen mit Knock Out Zertifikaten

Auch bei anderen Finanzinstrumenten wird von Long Positionen gesprochen. Gemeint ist damit immer ein Trade, das sich auf die Erwartung steigender Kursentwicklung des Basiswerts gründet. Die Grundlage für das eigene Handeln bildet je nach Markt die Analyse der Fundamentaldaten, aber auch die Technische Analyse, bei der künftige Trends aus den grafischen Mustern im Chart abgeleitet werden.

Bewahrheitet sich die Annahme des Traders, steigt der Wert – mit dem günstigen Kauf hat man also einen Gewinn gemacht. Das lässt sich auch mit Knock-Out Zertifikaten umsetzen, auch wenn dank der Hebelwirkung nur ein Bruchteil des tatsächlichen Basispreises hinterlegt wird. Alternativ zur Bezeichnung Long werden derartige Knock Out Zertifikate auch unter der Bezeichnung Turbo, Call oder Bull angeboten.

Short gehen mit Knock Out Zertifikaten

Short gehen Trader, wenn sie ihre Strategien auf die Erwartung fallender Kurse gründen. Beim Handel mit Knock Out Zertifikaten werden entsprechende Produkte auch als Bear oder Put bezeichnet. Hinter dieser Version der Derivate steckt eine ähnliche Methode wie bei Aktien-Leerverkäufen. Der Basiswert wird verkauft oder verliehen und nach Kursverlusten zu einem weit günstigeren Preis zurückgekauft.

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Knock Out Zertifikate Erklärung: Basispreis, Aufgeld, Bezugsverhältnis

Beim Handel mit Knock Out Zertifikaten sind einige Berechnungen notwendig – hier tauchen vor allem drei Faktoren immer wieder auf und sollten bekannt sein.

Der Basispreis

Zu den für die Kalkulation des Risikos wichtigen Werten, mit denen man Knock Out Zertifikate berechnen kann, gehört der Basispreis. Dieser Preis wird von der emittierenden Bank festgelegt und kommt bei der Berechnung des aktuellen Preises zur Anwendung, zusammen mit dem sogenannten Aufgeld und der Bezugsmenge.

Will man Knock Out Zertifikate berechnen, geht man nach folgenden Formeln vor:

Long Knock Out: (Kurs Basiswert – Basispreis)* Bezugsmenge + Aufgeld

Short Knock Out: (Basispreis – Kurs Basiswert) * Bezugsmenge – Abgeld

Die Ergebnisse dieser Kalkulation sind der aktuelle Wert des jeweiligen Zertifikats. Doch auch beim Einsatz von Sicherungstechniken wie dem Stopp Loss fließt diese Berechnung ein – sieht der Emittent nämlich einen Stopp Loss vor, kann so die Höhe der Rückzahlung bei Eintreten des Stopps festgelegt werden.

Bei manchen Knock Out Zertifikaten ist außerdem der Basispreis mit der Knock Out Schwelle gleichzusetzen und lässt die Zertifikate beim Berühren oder Überschreiten dieses Werts verfallen. Wie schon zuvor erläutert, handelt es sich bei dieser Schwelle um nichts anderes als den Schutz vor negativen Kontoständen, da es keine Knock Out Zertifikate Nachschusspflicht gibt. Die KO-Barriere tritt in Kraft, wenn der hinterlegte Betrag die Deckung der Position nicht mehr gewährleistet.

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Aufgeld und Abgeld bei Knock Out Zertifikaten

Wenn es um Knock Out Zertifikate geht, tauchen neben Hebel und Basispreis auch Begriffe wie Aufgeld und Abgeld auf, alternativ Agio oder Disagio. Gemeint ist mit dem Aufgeld der Mehrpreis – falls erforderlich – der beim Kauf eines Call-Zertifikats gegenüber dem aktuellen Kurs des Basiswerts anfällt. Das Abgeld hat bei Put-Zertifikaten eine ähnliche Funktion, verdeutlicht aber, ob und um wie viel das Zertifikat billiger ist als das jeweilige Underlying.

Das Bezugsverhältnis realistisch einschätzen

Die Formel zur Berechnung von Knock Out Zertifikaten beinhaltet neben Auf- oder Abgeld auch das sogenannte Bezugsverhältnis. Der Begriff der „Ratio“ bedeutet nichts anderes als die Anzahl der Zertifikate, die benötigt wird, um an der Wertentwicklung eines Basiswertes zu partizipieren.

Bezugsverhältnisse von 10:1 bedeuten, dass für eine Strategie auf den jeweiligen Basiswert zehn Zertifikate erforderlich sind, bei einem Bezugsverhältnis von 20:1 dann zwanzig. Das korrekte Bezugsverhältnis verbrieft das Recht des Traders, den Kauf oder Verkauf auszuüben. Da besonders Knock Out Zertifikate jedoch von risikoaffinen Tradern im Daytrading verwendet werden, wird in der Regel ein Barausgleich vorgenommen – der Emittent zahlt dem Trader einen Betrag, der sich aus dem Unterschied des Kurses bei Ausübung und dem Basispreis ergibt, auch das mit dem Wert des Bezugsverhältnisses.

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Emittenten haben bei der Ausgestaltung von Knock Out Zertifikaten gerade über das Bezugsverhältnis eine Möglichkeit, ihren Kunden ein Produkt günstig erscheinen zu lassen – indem das Bezugsverhältnis gesenkt wird. Auf den ersten Blick scheint das Zertifikat dann ein guter Kauf, realistische Bewertungen sind jedoch nur dann möglich, wenn die Gesamtkosten für die Partizipation an einer Einheit des Underlyings summiert werden.

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Unser nächster Artikel

Nachdem einige grundlegende Begriffe erklärt wurden, soll der nächste Artikel vor allem die verschiedenen Typen von Knock Out Zertifikaten erläutern – anschließend gehen wir darauf ein, wann sie sich lohnen und wie man sie handelt.

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