Best-of-Class und Best-in-Class im Vergleich – Ziele, Grenzen und Risiken beider Ansätze!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 28.10.2020


Nachhaltige Investments lassen sich auf Basis einer Vielzahl von Kriterien beurteilen. Hoher Beliebtheit erfreut sich dabei vor allem das sogenannte Best-in-Class Prinzip, das die 2.500 größten Unternehmen weltweit analysiert und kategorisiert. Als gewisse Gegenreaktion hierauf wurde wiederum Best-of-Class entwickelt, das sich auch mit kleineren Konzernen befasst und deutlich weiter ins Detail geht. Letztlich können private Anleger mit beiden Varianten solche Investments für ihr persönliches Portfolio auswählen, die als besonders nachhaltig zu bezeichnen sind. Was die beiden Prinzipien ausmacht und voneinander unterscheidet, zeigt der folgende Ratgeber.

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Best-in-Class – Definition & Bedeutung

Wie schon der Name Best-in-Class vermuten lässt, werden nachhaltige Investments in diesem Fall anhand einer bestimmten Klasse von Unternehmen ausgewählt. Wie genau diese Gruppe allerdings aussieht, ist nicht genau definiert. Häufig nutzen beispielsweise Fondsgesellschaften die weltweit 2.500 größten Konzerne, um aus ihnen anhand bestimmter Kriterien die nachhaltigsten zu filtern.

Schon hieraus ergibt sich ein erstes Problem: Wer sagt, dass genau die vom Fondsmanager ausgewählte Klasse an Unternehmen auch diejenigen beinhaltet, die wirklich nachhaltig agieren. Zwar lässt sich so der Klassenbeste finden, der aber nicht tatsächlich gut sein muss. In der Regel werden auf diesem Wege solche Unternehmen gefunden, die überzeugende Aktivitäten in Bezug auf umwelt- und sozialverträglicheres Wirtschaften unternehmen, ohne dass hierbei klare Positivmerkmale angewandt werden.

Best-of-Class – Definition & Bedeutung

Genau dieses vermeintliche Defizit, auf das später noch genauer eingegangen werden soll, versucht der Ansatz Best-of-Class zu umgehen:

  • Das Prinzip fokussiert sich bewusst nicht mehr nur auf konventionelle Unternehmen.
  • Es wird nicht mehr allgemein, sondern nur noch in spezifischen Branchen investiert, die ohnehin als nachhaltig gelten.
  • Aus genau dieser Branche werden wiederum die branchenbesten Unternehmen gefiltert, in die letztlich ein Investment erfolgt.

Beim Best-in-Class-Ansatz wäre es beispielsweise möglich, dass ein vermeintlich nachhaltiger Fonds alle Waffenunternehmen der Welt als Klasse zusammenfasst. Anschließend erfolgt ein Investment in Waffenunternehmen A, weil dieses innerhalb der vorher definierten Klasse die sozialste und umweltverträglichste Unternehmensführung aufweist.

Kein Anleger würde auf die Idee kommen, ein Waffenunternehmen als nachhaltig zu bezeichnen. Genau dem versucht das Best-of-Class Prinzip gerecht zu werden, denn die Waffenbranche würde bei diesem Ansatz erst gar nicht für mögliche Investments in Frage kommen. Vielmehr sind es nur solche Branchen, die ohnehin als nachhaltig und fair gelten bzw. theoretisch Möglichkeiten für derartiges Handeln bieten:

Letztlich ist dieses Konzept durchaus positiv zu beurteilen, es erfindet das Rad aber nicht neu. Denn auch viele Umwelt- und Ökofonds nutzen diese Kriterien bereits seit Jahrzehnten, um entsprechende Investitionen durchzuführen.

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Ziele der beiden Ansätze im Vergleich

Auf den ersten Blick scheint es, als würde Best-of-Class einen Schritt weiter gehen und deutlich konsequenter sein als Best-in Class. In der Tat ist diese Festlegung zumindest nicht falsch, wobei das Prinzip Best-in-Class durchaus Vorteile aufweist:

  • Verfechter führen immer wieder an, dass durch Best-in-Class ein Wettbewerb unter Großkonzernen angestoßen wird, sich den Titel als nachhaltigstes Unternehmen sichern zu wollen.
  • Empirische Untersuchungen der letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass sich durch Best-of-Class sehr wohl Anreize für Unternehmen bieten, nachhaltiger zu agieren. Sie sehen es als Gütesiegel an, in tonangebenden Nachhaltigkeitsindizes führend zu sein.
  • Die Unternehmen nutzen diese Auszeichnungen wiederum, um Werbung zu betreiben.

Genau diesen Effekt hat schon im Jahr 2013 eine Umfrage der Nachhaltigkeitsratingagentur Oeko Research in Kooperation mit den Vereinten Nationen ergeben. Befragt wurden dabei 750 Großunternehmen, von denen rund 60 Prozent angaben, dass sie vor allem deshalb als nachhaltig gelten wollen, um wiederum bei Investoren beliebt zu sein.
Best-of-Class verfolgt hingegen kein ganzheitlich gesehenes, zukünftiges Ziel, sondern zielt vielmehr auf die Gegenwart ab. Anleger sollen schon heute die Möglichkeit haben, in solche Unternehmen zu investieren, die nicht nur relativ, sondern absolut als nachhaltig gelten. Auch viele Investoren scheinen dieser Meinung zu sein, denn die verwalteten Fondsvolumina von nachhaltigen Investmentfonds steigen seit Jahren an.

Grenzen und Risiken von Best-of-Class und Best-in-Class

Obwohl beide Konzepte gewisse Vorteile mit sich bringen, gibt es auch Grenzen und einige Risiken. Dies betrifft vor allem den Best-in-Class Ansatz, der als erstes näher betrachtet werden soll. Hier gilt, dass die vorgestellten Klassen fast immer aus Großkonzernen bestehen, die einen direkten Einfluss auf die Weltwirtschaft haben. Auch noch so nachhaltig agierende KMU haben kaum eine Möglichkeit, in einem derartigen Index gelistet zu werden. Dadurch werden kaum Anreize für diese Unternehmen geschaffen, nachhaltig zu sein.

Die Fokussierung auf Großunternehmen bringt bei der Bewertung aber weitere Nachteile mit sich, was kurz am Beispiel von RWE illustriert werden soll:

  • Jahrzehntelang hat RWE fossile Brennstoffe Braunkohle gefördert und damit die Umwelt geschädigt. Auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden die fossilen Brennstoffe weiterhin genutzt werden, weil sie als Brückentechnologie fungieren.
  • Gleichzeitig investiert RWE aber auch stark im Bereich der erneuerbaren Energien und produziert beispielsweise Windenergie.
  • Ist RWE jetzt als nachhaltiger oder umweltverschmutzender Konzern zu bezeichnen? Und wie erfolgt die Gewichtung der einzelnen Anteile?

Eine einheitliche Bewertung wird umso schwieriger, wenn Unternehmen nicht nur national, sondern international agieren und über zahlreiche Tochtergesellschaften verfügen. Tipp: In diesem Fall sollten Anleger immer selbst entscheiden, was für sie persönlich noch akzeptabel ist und wann sie von einer Investition in ein Unternehmen Abstand nehmen möchten. Anlageprodukte arbeiten in diesem Bereich oft mit Schwellenwerten, so dass bei heiklen Themen wie etwa der Atomkraft nur ein bestimmter Prozentsatz des Umsatzes hierdurch erwirtschaftet werden darf. Ist die Grenze überschritten, disqualifiziert sich das jeweilige Wertpapiere automatisch für ein Investment.

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Und noch ein Problem tritt direkt im Zusammenhang mit multinationalen Konzernen auf: die Zulieferer. Fast alle produzierenden Unternehmen sourcen Teile des Produktionsprozesses aus, wobei die externen Konzerne ihren Sitz bevorzugt in Schwellenländern haben. Ein Beispiel der Wertschöpfung im Textilbereich:

  1. Design und Fertigungsvorlagen für Hosen, Hemden und Co. werden meist in den Zentralen großer Kleidungsunternehmen in Europa oder den USA entworfen.
  2. Die Materialien für die spätere Kleidung werden in Afrika auf großen Plantagen zu Billiglöhnen produziert.
  3. Anschließend geht es für die Baumwolle nach Südostasien, bevorzugt Bangladesch oder Vietnam. Kinderarbeit und Hungerlöhne sind hier an der Tagesordnung, dennoch werden große Teile der Kleidung hier zusammengenäht.
  4. Danach werden die einzelnen Produkte weiter verschifft und beispielsweise in Osteuropa verpackt, wo das Lohnniveau deutlich geringer ist als in Mitteleuropa.
  5. Erst jetzt gelangt die Kleidung in den Besitz der eigentlichen Kleidungsmarke, die nur noch für den Vertrieb und das vorherige Design sorgt. Dabei werden die Mitarbeiter in den Filialen fair bezahlt und gut behandelt.

Rein theoretisch kann der Kleidungsproduzent also als nachhaltig bezeichnet werden, weil er selbst nicht für Kinderarbeit, Hungerlöhne und Co. verantwortlich ist. Doch aus moralischer Sicht ist dieses Verhalten fragwürdig und vielen Investoren ein Dorn im Auge. Gerade bei großen Zuliefererketten ist es aber äußerst schwierig, jedes einzelne Zuliefererunternehmen zu überprüfen – denn nicht immer ist der Fall so eindeutig wie im Textilbereich.

Doch auch bei Best-of-Class gibt es einige Risiken bzw. Grenzen. Werden bestimmte Branchen pauschal von Investitionen ausgeschlossen, verhindert das die Möglichkeit, dass es hier zu Verbesserungen kommt. Für die Unternehmen besteht schlicht kein Anreiz, auf die Bedürfnisse der Anleger einzugehen, weil sich diese ohnehin nicht zu einem Investment entschließen würden.

Beispiel für die Anwendung der Prinzipien

Wie zwei Investmentfonds anhand von Best-of-Class und Best-in-Class aufgebaut werden könnten, soll das folgende Beispiel anschaulich erklären, wobei aus Vereinfachungsgründen eine recht oberflächliche Betrachtung erfolgen soll. Zunächst das Best-in-Class Prinzip:

Best-in-Class Fonds

Zunächst definiert der Fondsmanager eine Klasse von Unternehmen, aus der letztlich Einzelwerte für den Fonds gefiltert werden sollen. Dabei fokussiert sich der Fondsmanager auf die weltweit 2.500 umsatzstärksten Unternehmen. Gefiltert werden sollen diese anhand folgender Kriterien:

  • Innovationsfreudigkeit im Bereich Umwelt gemessen in Ausgaben
  • Umgang mit den eigenen Mitarbeitern auf Basis von Mitarbeiterbefragungen großer Forschungsinstitute

Nach Auswertung solcher Daten schaffte es beispielsweise der britischen Ölkonzern BP vor der Ölkrise im Golf von Mexiko, in einen solchen Fonds zu gelangen. Denn das Unternehmen gab viele Milliarden Euro für Verbesserungen vermeintlicher Umwelttechnologie aus, behandelte seine Mitarbeiter fair und sorgte bis dato für die Sicherheit seiner Plattform.
Theoretisch könnten auch große Waffenkonzerne oder Unternehmen wie etwa Apple auf dieser Basis im Fonds auftauchen. Allerdings lässt Apple die iPhones ebenfalls in Südostasien von externen Dienstleistern produzieren, die teilweise geringe Löhne zahlen und die Mitarbeiter in 16-Stunden-Schichten arbeiten lassen. Ob das wirklich nachhaltig oder ökologisch ist, darf durchaus mit Recht bezweifelt werden.

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Best-of-Class Fonds

Bei Best-of-Class würde besonders BP gar nicht erst im Fonds auftauchen, egal welche Kriterien bei der Auswahl der Investitionsobjekte letztlich genutzt werden. Weil das Unternehmen im Bereich der Ölförderung agiert, würde es direkt aussortiert und erst gar nicht für Investitionen in Frage kommen. Selbiges gilt etwa für:

  • Waffenindustrie
  • Produzenten von Alkohol oder Tabak
  • Glücksspielanbieter
  • Unter Umständen Autobauer

Neben diesen Ausschlusskriterien werden dann meist sogenannte Positivmerkmale festgelegt, an denen sich die übrig gebliebenen Unternehmen messen müssen. Beispiele:

  • Für Mitarbeiter wird mindestens Gehalt X bezahlt
  • Unternehmen müssen sich wohltätig engagieren
  • Eine gewöhnliche Arbeitswoche hat für alle Mitarbeiter maximal 40 Stunden
  • Bei der Produktion der Produkte werden maximal X Tonnen CO2 ausgestoßen

Nur wenn auch diese Kriterien erfüllt werden, schafft es der jeweilige Konzern dann letztlich in den Investmentfonds. Somit ist ein Best-of-Class Fonds in aller Regel als deutlich nachhaltiger zu bezeichnen, auch wenn beide Ansätze ihre Daseins-Berechtigung haben.

Fazit: Best-of-Class geht einen Schritt weiter als Best-in-Class

Das Best-in-Class Prinzip ist eines der meistgenutzten wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu bewerten. Dabei werden insbesondere große Unternehmen betrachtet, die international agieren. Aus einer solchen „Klasse“ wählt der Investmentfonds bzw. der Anleger anschließend die Unternehmen aus, die im Vergleich zu den übrigen Konzernen der Gruppe als nachhaltig bezeichnet werden können. Best-of-Class geht dabei einen Schritt weiter und schließt bestimmte Branchen direkt von Investments aus, weil sie per Definition nie als nachhaltig gelten können – auch wenn sie in einer bestimmten Klasse als bestes Unternehmen gelten.

Bilderquelle: shutterstock.com