Finanzinnovationen Obligationenmarkt – Wie Privatanleger sinnvoll investieren können!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 30.11.2020


obligation
Über kaum ein anderes Finanzinstrument kann behauptet werden, dass es trotz seiner historischen Bedeutung und Tradition einem derart kontinuierlichen Wandel unterliegt, wie die Obligation. Das wohl älteste Wertpapier der Welt hat im letzten Jahrhundert umfangreiche Entwicklungen durchlebt und existiert heute in unzähligen, hochkomplexen Formaten. Während die Anleihen früher als reines Instrumentarium im Kreditbereich verwendet wurde, werden sie heute zu vielfältigen Zwecken, wie der Risikoabsicherung, dem Inflationsschutz und der Wertsteigerung des Portfolios, eingesetzt. Bis in die 1980er Jahre wurde die Anleihe weitesgehend im klassischen Sinne gehandelt. Seit der Technologisierung der Börsen und des Handels entwickelte sie sich stetig weiter. Obligationen heutzutage müssen daher in unterschiedliche Kategorien anhand ihrer Funktion eingeteilt werden:

  • Kredit: Die Obligation in ihrer ursprünglichen Form diente lediglich der Kreditgenerierung. Emittenten von Anleihen nehmen das Kapital auf, während der Investor mit eine Rendite erwirtschaftet.
  • Risikominimierung: Das Risiko der Anleihe wird auf einen anderen Investor transferiert. Dies erfolgt in der Regel mit der Abgabe von Garantien oder der Schaffung entsprechender Fonds.
  • Rendite: Durch die Schaffung synthetischer Obligationen durch finanzmathematische, komplexe Methoden werden neue Anleihen mit höheren Risiken und höheren Renditechancen geschaffen. Sie dienen dem Handel und der Rendite.
  • Liquidität: Die Effizienz der Kapitalallokation an den Kapitalmärkten kann durch die Schaffung entsprechender gebündelter Anleihen erhöht werden. Kapitalmarkteintrittsbarrieren werden mit diesen Obligationen umgangen
  • Aktienähnlichkeit: Für einen simpleren Handel werden Anleihen so ausgestaltet, dass sie vom Konstrukt her den Aktien sehr ähnlich sind, während sie tatsächlich das Fremdkapital eines Unternehmens darstellen.

Interessant ist, dass im komplexen Markt der Anleihen viele Finanzinstrumente mehr als nur eine einzige Funktion erfüllen können. Umso komplexer jedoch die Ausgestaltung der Obligation, umso anspruchsvoller müssen die Bewertungsmaßstäbe werden, was in vielen Fällen zu einer schlechten Nachvollziehbarkeit für potenzielle Anleger führt.

Der Basiswert einer Obligation unterliegt Schwankungen, welche an die Änderungen des Zinssatzes  der jeweiligen Obligation gekoppelt sind. Um einen anwendbaren Bewertungsmaßstab zu entwickeln, müssen die Obligationen anhand ihrer Laufzeit in unterschiedliche Klassen eingeteilt werden.

Die Geldmarktpapiere sind Anleihen, welche eine Laufzeit von weniger als einem Jahr aufweisen. Zu ihnen gehören Geldmarktpapiere und Kontokorrentkredit.
Die Kapitalmarktpapiere haben eine Restlaufzeit von länger als einem Jahr.  Sie werden beispielsweise durch klassische Obligationen, Fonds, Hypothekenanleihen und Ähnliches verkörpert.
Die speziellen Papiere werden anhand ihrer zusätzlichen Funktion kategorisiert. Sie sind beispielsweise Index-Papiere, Futures und Optionen.
Weiterhin werden Obligationen anhand der Kriterien ihres Emittenten unterschieden. Sie können sowohl von Staaten, als auch Unternehmen ausgegeben werden.

Die Risiken der Obligationen sind ein weiterer wichtiger Faktor bei der Bewertung des Preises. Insgesamt gibt es kein Wertpapier, dass risikolos ist. Die Herkunft der Risiken kann vielfältig sein. So gibt es das für Obligationen klassische Zinsrisiko, das Inflationsrisiko, das Ausfallsrisiko, das Volatilitätsrisiko und das Risiko eines Rückrufes vor Fälligkeit.
Obwohl sich viele der Risiken anhand ihres Namens erklären lassen, soll im Folgenden ein detaillierter Ausblick auf die Arten der Risiken gegeben werden.

Das Zinsrisiko für Obligationen besteht darin, dass ein steigender Zinssatz den Wert dieser sinken lässt. Ein fallender Zinssatz hingegen steigert den Wert der Obligationen. Später soll darauf genauer eingegangen werden. Es kann zusammenfassend als das Marktrisiko der Obligationen bezeichnet werden, da es alle Produkte gleichermaßen betrifft. Der Zinssatz hängt von wirtschaftspolitischen Trägern, wie der Zentralbank ab. Wie stark oder schwach eine Obligation auf eine Zinssatzänderung reagiert, hängt unter anderem davon ab, welche sonstige Charakteristik die Obligation aufweist. Wie hoch ist die Restlaufzeit, die Rückzahlungsbeträge, die Inflation? Solche Faktoren haben einen merkbaren Einfluss auf die Reaktion des Preises hinsichtlich der Zinssatzänderungen.
Das Wechselkursrisiko ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor. Nachvollziehbar ist es nur für Anleihen mit mehr als einer Währung interessant, es steht allerdings im direkten Zusammenhang mit einer Zinssatzänderung.
Reagieren der Preis und der Wert einer Anleihe sensitiv auf die Änderung des Zinssatzes, so stellt sich für alle beteiligten Parteien, Kreditnehmer und Investoren, die Frage, ob eine Reinvestition ansteht oder eine vorzeitige Kündigung die bessere Lösung ist. Bei der ersten Lösung wird der Cash Flow, der durch den Coupon und die Rückzahlung realisiert wird, erneut zum neuen Zinssatz angelegt. Die Rendite wird als Zinseszins bezeichnet. Es entsteht das Reinvestitionsrisiko welches dadurch entsteht, dass der Zinssatz fällt und die Cash Flows zu einem niedrigeren Zinssatz angelegt werden müssen. Die neue gekauften Obligationen werden dadurch teurer.
Das Risiko des Kreditnehmers besteht darin, dass die Neuaufnahme von Kapital mehr kostet. Sinken die Zinsen, so wäre für ihn eine vorzeitige Kündigung die richtige Entscheidung, damit er von dem niedrigeren Zinssatz profitieren kann. Das Zinsrisiko  und das Reinvestitionsrisiko sind somit konträr, da ein steigender Zinssatz das Reinvestitionsrisiko senkt, aber damit zugleich den Wert der Obligationen. Es gibt einen strategischen Ansatz, welcher beide Effekt kombiniert. Er wird als Immunisierung bezeichnet und kann als eine Art Hedging verstanden werden.

Das Verlustrisiko war seit der Finanzkrise in den USA ein großes Thema, sowohl in der Wissenschaft, als auch in den Finanzinstituten. Nach der Hypothekenkreditkrise gab es Abschreibungen dieser Kredite in Milliardenhöhe, welche die Problematik der Überwachung und Erfassung solcher Risiken aufdeckte. Je nachdem, mit welchen Sicherheitsansprüchen der Emittent die Anleihe ausgegeben und in wie weit das Risiko dem Preis der Anleihe entspricht, wird das Verlustrisiko fair vergütet. Wichtig ist die Auswahl passender Risikomanagement-Methoden.

Das Liquiditätsrisiko entsteht dadurch, dass eine gewisse Handelbarkeit der Anleihe ausfällt. In diesem Fall würde der Inhaber der Anleihe, der diese verkaufen möchte, einen Verlust verbuchen müssen, wenn die Anleihe im Preis sinkt und kein Käufer gefunden werden kann. In Deutschland und in den USA ist dieses Phänomen jedoch eher selten. Im Fall von Mittelstandsanleihen jedoch, wird das Liquiditätsrisiko mit eingepreist werden müssen.

Das Volatilitätsrisiko beschreibt das Risiko der Schwankungen des Preises einer Anleihe. Sie hängt proportional mit den Schwankungen des Zinssatzes zusammen. Allerdings verhält es sich konträr zum Preis. Umso höher die Volatilität, umso niedriger der Preis einer Anleihe.

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Aktuelle Veränderungen im deutschen Obligationenmarkt

Seit der Senkung des Leitzinses durch die FED, der US-Amerikanischen Zentralbank im Jahr 2008, ist der Bedarf an Anleihen unverändert hoch. Zur Stärkung der Konjunktur hatten die Zentralbanker entschieden, den Leitzins auf ein historisches Tief herunterzufahren. Grund dafür ist die der steigende Bedarf an Investitionen, der durch die Alternativlosigkeit entsteht. Für Unternehmen, die Anleihen ausgeben, bedeutet dies eine erhöhte Aufnahme von Fremdkapital. Dadurch entsteht die Möglichkeit, neue Projekte zu finanzieren, da die Finanzierung aufgrund des erhöhten Bedarfs an Anleihen sowohl für Unternehmen, als auch für Banken günstig ist. Das letzte Treffen der FOMC, der Vorstandsmitglieder der FED im Oktober 2015, hatte das Resultat, dass der Zinssatz nach wie vor auf dem rekordverdächtigen Tiefststand verweilen soll. Es waren Arbeitsmarktstatistiken, welche den Zweifel der Zentralbanker verstärkten. Obwohl das Niveau der theoretischen Vollbeschäftigung im Sommer 2015 beinahe erreicht werden konnte, hielt sich der Optimismus zurück. Grund für die Sorge waren zunächst gesamtökonomische Entwicklungen, welche die globale Wirtschaft betrafen. Größtenteils waren es die schlechten Wirtschaftsdaten und die Abstürze der Kurse in China. Da die Wirtschaftsnation den  Konjunkturmotor sowohl für Importe, als mittlerweile auch für Exporte, darstellt, besteht weiterhin Grund zur Annahme, dass die globale Rezession momentan noch nicht überwunden sei.

Somit sind die Entwicklungen auf dem deutschen Anleihenmarkt, vielmehr auf jedem Markt von Anlageprodukten, stets im globalen Kontext zu bewerten. Eine platzende Blase im Reich der Mitte bedeutet somit einen Kursabsturz an amerikanischen und europäischen Börsenmärkten, wie es am Black Monday, am 24.09.15, in China und damit weltweit der Fall war. Nicht nur das Vertrauen in die gehaltenen Vermögenswerte, sondern auch in den Markt allgemein führen zu einer Auflösung vieler Bestände und einem panischen Kursverfall. Tatsächlich unterliegen die Börsenkurse nicht nur Schwankungen, welche auf rein ökonomischen Daten und Annahmen basieren, sondern hängen von der Mentalität der Anleger ab. Finanzpsychologen haben feststellen können, dass chinesische Anleger einen riskanteren Umgang mit Geld pflegen. So ist aktuell zu beobachten, dass der chinesische Mittelstand sich nicht etwa von der Börse abwendet, so wie es im deutschen Raum zu erwarten wäre, sondern viel mehr eine Kapitalflucht in den nächsten Markt, die Anleihen, betreibt.

Es besteht daher die Frage, ob der Optimismus der Anleger zu einer neuen Blase im Anleihenmarkt, mit weitreichenden Folgen für deutsche Obligationen, wechselt. Analysten der Commerzbank haben im Oktober 2015 festgestellt, dass ein erneuter, radikaler Absturz der Kurse der Anleihen bis zum Jahresende 2015 mit einer Chance von 20% zu bewerten sei. Noch im Juni, kurz vor dem Black Monday, war die Chance gleich null. Chinesische Anleihenkurse befinden sich momentan auf einem sechsjährigen Hoch. Die Renditen für Anleihen befinden sich damit ebenfalls auf einem Hoch.

Das gleiche Phänomen ist momentan im amerikanischen Bonds-Market zu beobachten. Die Amerikaner kaufen momentan massiv US-Staatsanleihen auf, nachdem die chinesische Regierung mit einem massiven Abverkauf begonnen hat. Der Markt der Staatsanleihen in den USA beträgt insgesamt 12,9 Billionen Dollar. Die Finanzierungskosten für den amerikanischen Staat haben sich damit drastisch reduziert, da China, welche der größte ausländische Gläubiger der US-Staatsanleihen ist, erstmals seine Anteile herunterfährt. Die Renditen sind gleichermaßen für Anleger gesunken. Besorgniserregend könnte dies außerdem auf die Aussicht der globalen Wirtschaftskonjunktur sein. Da, wie bereits erwähnt, die FED mit dem Gedanken spielt, die Zeit der phänomenalen Niedrigzinsen zu beenden, und damit den Wert der Staatsanleihen erneut drastisch zu senken. Die chinesische Regierung könnte damit ein Signal dafür geben, dass die chinesische Volkswirtschaft einen Anstieg der Zinssätze nicht verkraften könnte. Im Umkehrschluss wäre dies wiederum ein Anreiz für die FED, die Zinserhöhung nicht durchzuführen, da die globalen Finanzmärkte stark von der Stabilität der chinesischen Volkswirtschaft abhängen. Insgesamt hat das Land seine Bestände um 200 Mrd. USD gesenkt. Grund für den Verkauf waren wohl kurzfristige Liquiditätsprobleme zur Stützung der gefallenen Aktienmärkte, welche durch das massive Aufkaufen von Aktien von Seiten der chinesischen Regierung durchgeführt wurde.

Jüngste Entwicklungen im deutschen Anleihenmarkt lassen jedoch den Optimismus unter den Börsianern nur kurzfristig aufleben. Die Daten zum chinesischen Wirtschaftswachstum sind am 19.10.2015 deutlich besser ausgefallen, als erwartet. Zwar ist das Wirtschaftswachstum gesunken, jedoch lag es mit 6,9 Prozent jährlich über der Erwartung. Sofort waren die Auswirkungen auf die deutschen Staatsanleihen zu spüren, denn die Kurse stiegen an.
Insgesamt sah es im Jahr 2015 jedoch düster für die Anleihen aus. Im Rahmen des Programms der quantitativen Lockerung zur Sicherung der Stabilität im Euroraum hat die EZB Anleihen massiv aufgekauft. Obwohl des dem grundlegenden Verständnis von Anleihen widerspricht, sind die Renditen für Anleihen gesunken, während die Preise gestiegen sind. Eine Ursache ist wohl in den phänomenalen Niedrigzinsen zu finden, während das Misstrauen in europäische Finanzmärkte innerhalb Europas wohl so groß wie nie sein mag. Viele europäische Staaten haben ihre Anleihen bereits in der ersten Jahreshälfte ausgegeben, weshalb das Angebot im Laufe des Jahres sinken und die Preise entsprechend weiter steigen werden.
Obligationen handeln auf Obligationenmarkt

Was macht der private Anleger ?

In solchen schwierigen Zeiten stellt sich für private Anleger die Frage, wie sie sich aufstellen sollten. In Italien und in Spanien ergeben sich attraktive Kaufgelegenheiten, da die Anleihen mit längerer Laufzeit mit einem enormen Renditeaufschlag versehen wurden. Es ist allerdings von Anleihen mit einem enorm langfristigen Horizont von 30 Jahren die Rede. Renditen betragen jedoch 3,5%. Bei kurzfristigen Anleihen mit einem Anlagehorizont von 5% ist immerhin von 1,25% die Rede. Allerdings waren diese Renditen bereits vor dem Aufkaufen von Seiten der EZB von Staatsanleihen gegeben. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass steigende Kurse  mit schwindendem Angebot nicht immer garantiert sind. Die Gewinnaussichten bei Staatsanleihen hängen tatsächlich ausschließlich von den steigenden Preisen ab. Insgesamt bieten die Anleihen eine negative Rendite, wenn der Kursverfall betrachtet wird. Zumindest staatliche Anleihen sollten daher mit Vorsicht genossen werden.
Ein neuer Trend im Bereich der Anleihen in Deutschland sind die Mittelstandsanleihen. Sie werden von mittelständischen Unternehmen ausgegeben, welche einen Emissionsvolumen von 15 bis 150 Mio. Euro vorweisen können. Für private Anleger waren diese in erster Linie attraktiv, da sie eine Mindesteinlage von 1000€ vorausgesetzt haben. Während der Markt zu Beginn einen regelrechten Boom erlebt hat und viele Börsenplätze sich auf den Handel eingerichtet haben, gab es im April 2015 die ersten Zahlungsausfälle. Eine große Anzahl an privaten Anlegern hat bereits Klage eingereicht. Gründe für die Zahlungsausfälle sind vielfältig, doch eine Schuld wird auch bei laschen Zulassungsregulierungen vermutet. Während einige Emissionshäuser stärkere Regulierungen vornehmen, sind andere Bankhäuser aus dem Handel bereits ausgestiegen.

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Experten-Tipp:

Der Handel mit Obligationen unterliegt ständigen Veränderungen und ist oftmals schwierig nachzuvollziehen. Wer an einem fixen Einkommen interessiert und dieses mit Anleihen strukturieren möchte, muss auf dem neusten Stand bleiben und Entwicklungen aufmerksam verfolgen.