Currency Carry Trades – Ein detaillierter Ratgeber und worauf Händler achten sollten!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 30.11.2020


Aufgrund des derzeitigen EZB Niedrigzinses ist es für Anleger nicht einfach, ihr Geld gewinnbringend zu investieren. Currency Carry Trades sind hier eine gute Alternative, da sie besonderes bei einem Niedrigzins im Euroraum gute Chancen bieten. Doch was sind Currency Carry Trades überhaupt und worauf sollten Trader bei dieser Anlageform besonders achten? Unser großer Ratgeber gibt darüber Aufschluss.

Wie funktioniert der Handel mit Currency Carry Trades?

Das Ziel bei Currency Carry Trades ist es, Geld in einem Land zu leihen wo es aktuell günstig ist und dieses dann in einem Land mit hohen Zinsen wieder zu investieren.

Jetzt zum Testsieger Admirals!CFD Service - 74% verlieren Geld

Beispiel für den Ablauf eines Currency Carry Trades:

  • Ein Anleger leiht sich die Währung A in einem Land mit geringen Zinsen von 0,7 Prozent.
  • Das Geld wird anschließend in der Währung B angelegt. Hierzu werden oftmals Staatsanleihen erworben. Hier erhält er 7,7 Prozent Zinsen. Lässt man Bearbeitungsgebühren, Transaktionskosten und Wechselkursänderungen unberücksichtigt ergibt sich daraus eine Rendite von 7 Prozent.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten wie beispielsweise Hebelprodukte, um Currency Carry Trades zu tätigen. Das Grundprinzip ist jedoch immer dasselbe.

Was die Entwicklung von solchen Trades betrifft, gibt es mehrere denkbare Varianten. Die mögliche Rendite hängt nicht ausschließlich von den Zinsunterschieden ab. Wichtig ist zudem auch die Veränderung beim Wechselkurs. Dadurch kann sich die mögliche Rendite erhöhen oder auch auf Null zusammenfallen.

Was sind Currency Carry Trades?

Die folgenden Szenarien sind denkbar:

  • Bei der Währung B kommt es zu einer deutlichen Abwertung. Angenommen im Verhältnis zur Währung A sinkt der Wert um 10 Prozent. Bei einem Rücktausch des Geldes steht zwar eine Rendite von 7 Prozent an, auf der anderen Seite gibt es jedoch den Kursverlust von 10 Prozent. Am Ende steht deshalb ein Verlust in Höhe von 3 Prozent.
  • Der Wechselkurs beider Währungen bleibt unverändert. Der Anleger kann somit seinen kompletten Gewinn von 7 Prozent einstreichen.
  • Es kommt zu einer Aufwertung der Währung B. In diesem Fall profitiert der Trader neben dem Zins- auch noch von einem Wechselkursgewinn. Die Rendite steigt somit nochmals deutlich an.

Jetzt zum Testsieger Admirals!CFD Service - 74% verlieren Geld

Was steckt hinter Currency Carry Trades?

Anhand des obigen Beispiels wird bereits klar, dass Anleger sich bei einem solchen Handel die Differenz zwischen Währungen mit hohen und niedrigen Zinsen zunutze machen. Das Prinzip ist immer gleich. Man leiht sich Geld in einem Niedrigzinsland und legt dieses in einem Hochzinsland wieder an.

Da die Zinsen in wichtigen Wirtschaftsländern und Regionen wie den USA, Japan oder Europa gesunken sind, haben Currency Carry Trades an Bedeutung gewonnen. Anleger können sich hier besonders günstig Geld leihen. Gleichzeitig gibt es für die klassischen Anlagen in diesen Ländern kaum noch eine Rendite. Ein Currency Carry Trade nutzt aus, dass die Zinsen in anderen Ländern deutlich höher sind.

Zinsvorteile bieten sich dabei vor allem im Vergleich mit den Schwellenländern. Dagegen gibt es innerhalb der westlichen Industriestaaten keine nennenswerten Zinsunterschiede. Das Risiko eines solchen Trades würde sich deshalb nicht lohnen.

Currency Carry Trades ratgeber

Anhand der folgenden Tabelle wird dies besonders deutlich:

Land Aktueller Zinssatz
 Ghana 26,00 %
 Weißrussland 24,00 %
 Ukraine 22,00 %
 Moldawien 19,00 %
 Kasachstan 17,00 %
 Uganda 17,00 %
 Brasilien 14,25 %
 Argentinien 13,0 %
 Angola 12,0 %
 Mongolei 12,00 %
 Nigeria 11,0 %
 Russland 11,00 %
 Mosambik 10,75 %
 Ägypten 10,25 %
 Uruguay 9,25 %
 Armenien 8,50 %
 Georgien 8,00 %
 Türkei 7,50 %
 Aserbaidschan 7,00 %
 Südafrika 7,00 %
 Indien 6,75 %
 Indonesien 6,75 %
 Namibia 6,75 %
 Kolumbien 6,25 %
 Papua-Neuguinea 6,25 %
 Island 5,75 %
 Singapur 5,35 %
 Trinidad und Tobago 4,50 %
 Mauritius 4,40 %
 Volksrepublik China 4,35 %
 Peru 4,25 %
 Serbien 4,25 %
 Mexiko 3,75 %
 Chile 3,50 %
 Malaysia 3,25 %
 Neuseeland 2,25 %
 Australien 2,00 %
 Saudi-Arabien 2,0 %
 Albanien 1,75 %
 Rumänien 1,75 %
 Taiwan 1,625 %
 Südkorea 1,50 %
 Polen 1,50 %
 Thailand 1,50 %
 Ungarn 1,35 %
 Vereinigte Arabische Emirate 1,0 %
 Hongkong 0,5 %
 Kanada 0,5 %
 Norwegen 0,50 %
 Vereinigte Staaten 0,5 %
 Vereinigtes Königreich 0,5 %
 Israel 0,10 %
 Japan 0,1 %
 Dänemark 0,05 %
 Tschechien 0,05 %
 Europäische Union 0,00 %
 Schweden −0,50 %
 Schweiz −0,75 %

Auch zwischen den als stabil geltenden Währungen herrscht eine relativ hohe Volatilität. Deshalb ist es kaum möglich, Currency Carry Trades innerhalb von den großen Wirtschaftsnationen mit Gewinn anzubringen. Die Volatilität zwischen dem US-Dollar und australischem Dollar liegt trotz stabiler Wechselkurse bei rund 10 Prozent. Dagegen liegt der Zinsunterschied bei gerade einmal 1,5 Prozent. Investitionen mit diesem Währungspaar erfolgen deshalb in erster Linie mit dem Ziel, Kursgewinne zu erzielen. Das Prinzip von Currency Carry Trades wird dabei jedoch nicht genutzt.

Anders sieht es bei Ländern aus, die einen Zinsunterschied ab 5 Prozent aufweisen. Hier ist die Differenz um einiges höher, sodass der Currency Carry Anteil an Bedeutung gewinnt. Alle Zinsunterschiede unter diesem Wert können ausschließlich als Spekulationen auf den Wechselkurs betrachtet werden. Dies ist zwar häufig auch Teil der Currency Carry Trades, allerdings nicht das vorherrschende Merkmal dieser Investitionsmöglichkeit.

Jetzt zum Testsieger Admirals!CFD Service - 74% verlieren Geld

Was sind die Nachteile bei Currency Carry Trades?

Der größte Nachteil liegt sicher im vorhandenen Wechselkursrisiko. Natürlich klingt es auf den ersten Blicken verlockend sich Geld in einem Niedrigzinsland wie Deutschland zu leihen und dieses dann im Hochzinsland Ghana wieder anzulegen. Allerdings ist mit solchen Anlagen auch ein sehr hohes Risiko verbunden. Der Kurs des ghanaische Cedi hat im letzten Jahr eine wahre Berg- und Talfahrt hingelegt. So ist der Kurs des Währungspaars EUR/GHS zwischen dem 16. Juni und dem 22. Juli 2015 von 4,969 auf 3,604 gefallen. Dies entspricht einem Kursverlust von 28 Prozent innerhalb von nur fünf Wochen. Deshalb hätte in diesem Fall auch die extreme Zinsdifferenz von 26 Prozent keinen Gewinn gebracht. Im Gegenteil der Anleger hätte sogar einen Verlust von 2 Prozent erlitten. Rund vier Wochen später lag der Kurs im Übrigen wieder bei 4,901. Wer also mit Currency Carry Trades Gewinner erzielen möchte, sollte sich immer auch des Risikos bewusst sein. Starke Nerven sind bei diesen Anlagen in jedem Falle von Vorteil.

Ein weiteres Problem ist, dass bei Currency Carry Trades in der Regel nicht das eigene Geld eingesetzt wird. Stattdessen leiht sich der Anleger Kapital beispielsweise über den Einsatz von Hebelprodukten. Dies macht das Trading nochmals um einiges risikoreicher.

Natürlich gibt es auch Volkswirtschaften mit einem stabilen Wachstum, die nur ein relativ geringes Wechselkursrisiko und im Gegenzug dennoch annehmbare Zinsen aufweisen. Zu beachten ist jedoch, dass gerade die für Currency Carry Trades interessanten Währungen sehr häufig für Spekulationen genutzt werden. Daraus ergibt sich die Gefahr, dass ein Kurs innerhalb nur eines Tages kräftig einbrechen kann. Änderungen bei Währungskursen hängen längst nicht immer mit volkswirtschaftlichen Einflüssen zusammen. Insofern lässt sich ein Kursrutsch selbst mit umfangreichen Analysen oftmals nicht vorhersehen.

Aus diesen Gründen gelten Currency Carry Trades als hochspekulativ. In den letzten Jahren ist diese Anlagevariante etwas in Verruf gekommen. Experten machen solche Geschäfte mitverantwortlich für die Finanzkrise 2007. Insbesondere Hedgefonds machten sich diese Strategie zunutze und setzten damit die Stabilität des weltweiten Finanzsystems aufs Spiel.

Weltweiter Umsatz am Devisenmarkt - Statistik von deutschefxbroker.de

Weltweiter Umsatz am Devisenmarkt

Eignen sich Currency Carry Trades für Privatanleger?

Für Privatanleger sind die Nachteile besonders gravierend. Hierzu gehören:

  • überdurchschnittlich hohes Risiko
  • hohe Liquidität erforderlich
  • hohe Transaktionskosten wenn kein direkter Anschluss an den Devisenmarkt vorhanden ist
  • im Vergleich zu institutionellen Anlegern weniger Marktwissen vorhanden

Privatanleger haben jedoch die Möglichkeit, über andere Anbieter von Currency Carry Trades zu profitieren. So gibt es beispielsweise Indexzertifikate oder ETFs, die auf Gewinne mit Zinsdifferenzen abzielen und auch für private Anleger geeignet sind. Der Vorteil dabei ist, dass diese entweder aktiv gemanagt werden bzw. sich an feste Strategien halten. Dadurch werden Fehler aufgrund von Unerfahrenheit vermieden. Ein weiterer Vorteil ist die Risikostreuung bei solchen Finanzprodukten.

Privatanleger sollte bedenken, dass Anlagen im Bereich Currency Carry Trades immer ein gewisses Risiko beinhalten. Deshalb sind diese nur für Anleger geeignet, die einen gewissen Verlust im Portfolio finanziell verkraften können. Gerade im Rahmen von Finanzkrisen sind Wertverluste von 25 Prozent nicht ungewöhnlich. Auf der Gegenseite stehen die durchaus attraktiven Rendite-Möglichkeiten.

Fazit zu Currency Carry Trades

Currency Carry Trades sind besonders für Anleger aus Niedrigzinsländern eine interessante Sache. Ziel ist es, dass Geld in einem Land mit hohen Zinsen wieder anzulegen. Besonders das Wechselkursrisiko machen solche Anlagen jedoch zu einer sehr riskanten Sache. Selbst bei hohen Zinsdifferenzen kann es zu einem Verlust kommen. Für Privatanleger sind Currency Carry Trades nur bedingt geeignet.

Experten-Tipp:

Was auf den ersten Blick besonders interessant klingt, birgt ein hohes Risiko. Wer darüber nachdenkt, in Currency Carry Trades zu investieren, sollte vorher abwägen, ob er das Risiko auffangen kann.

Jetzt zum Testsieger Admirals!CFD Service - 74% verlieren Geld

Bilderquelle:
shutterstock.com