Ausschlusskriterien Nachhaltigkeit – Alle Ausschlusskriterien ausführlich und verständlich erklärt!

Zuletzt aktualisiert & geprüft: 17.09.2021


Möchten Anleger ein grünes Portfolio zusammenstellen bzw. aufbauen, so gibt es hierbei verschiedene Herangehensweisen. Mit sogenannten Ausschlusskriterien oder Negativmerkmalen werden bestimmte Eigenschaften festgelegt, die zu einem Ausschluss von Unternehmen für Investitionen führen. Oftmals möchten Anleger bestimmte Branchen oder Geschäftsfelder komplett aus ihrem Portfolio entfernen, aber auch bestimmte Verhaltensweise können als Merkmal hierfür herangezogen werden.

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Grundkonzept des Ausschlussprinzips

Wie der Name unschwer vermuten lässt, schließt dieses Prinzip bestimmte Unternehmen bzw. Werpapiere vom eigenen Portfolio aus. Das Vorgehen:

  1. Anleger legen fest, welche Eigenschaften ein Unternehmen aus ihrer Sicht in keinem Fall haben darf, wenn es nachhaltig wirtschaften möchte. Dies kann etwa eine bestimmte Branchenzugehörigkeit sein.
  2. Alle Unternehmen, die die Ausschlusskriterien erfüllen, kommen nicht für Investitionen in Frage.
  3. Das eigene Portfolio bzw. das Fonds wird anschließend auf Basis herkömmlicher Entscheidungskriterien wie etwa Rendite, Risiko oder Liquidität ausgewählt.

Dieses Grundkonzept ist nicht nur leicht zu verstehen, es ist auch vergleichsweise einfach anwendbar. Schnell finden sich klar definierte Merkmale, die einen Ausschluss bewirken und dann anhand einer kurzen Recherche angewendet werden können.

Branchenzugehörigkeit als Ausschlusskriterium

Ein „gutes“ Negativmerkmal muss möglichst eindeutig und klar sein, um Unternehmen anschließend effektiv ausschließen zu können. In erster Linie empfiehlt es sich dabei, auf die Branchenzugehörigkeit der Konzerne zu setzen, denn dieses Merkmal ist leicht nachzuvollziehen. Ungern gesehen werden in nachhaltigen Portfolios vor allem folgende Geschäftszweige:

Branche Grund für den Ausschluss
Waffen Egal wie kontrolliert Rüstungsunternehmen sein mögen, sie produzieren letztlich immer eines: Waffen. Weil hiermit Menschen getötet werden sollen, nehmen die meisten nachhaltigen Fonds keine Waffenproduzenten ins Portfolio auf. Zumal viele der Waffen nach einigen Jahren oder Jahrzehnten häufig in Krisengebieten im Nahen Osten oder Afrika auftauchen, auch wenn sie ursprünglich nicht dorthin verkauft worden sind.
Alkohol & Tabak Auch Alkohol und Tabak sind vielen Anlegern ein Dorn im Auge. Wie viele wissenschaftliche Studien belegen, sind die negativen Effekte der legalisierten Drogen deutlich größer als die Umsätze der Konzerne. Durch große Lobbyverbände ist aber vor allem der Alkohol stark verbreitet. Letztlich schaden beide Drogen nicht nur den Konsumenten, sondern auch dem Sozialsystem. Schließlich müssen teure Krankenhausaufenthalte und Therapien bezahlt werden, die ohne den Konsum der Stoffe nicht unbedingt notwendig wären.
Fossile Energieträger Spätestens seit der Energiewende im Jahr 2008 ist klar, dass Deutschland in absehbarer Zeit keine fossilen Energieträger mehr für die Energiegewinnung verwenden möchte. Auch viele Anleger sehen die Gefahren von Kohle, Atomkraft und Co. für die Umwelt und möchten derlei Technologien nicht unterstützen.
Automobil & Flugverkehr Deutlich weniger häufig werden Automobilproduzenten und Flugzeugbauer, wie zum Beispiel Boeing, bzw. Betreiber von Airlines aus den Portfolios entfernt. Geschieht dies, so ist meist die Umweltverschmutzung schuld hieran. Denn insbesondere Flugzeuge verbrauchen sehr viel Treibstoffe und stoßen CO2 aus. Selbiges gilt auch für einen Großteil der Autos, auch wenn es mittlerweile Unternehmen wie Tesla gibt, die dem ein Ende bereiten möchten.
Pharmazie Immer wieder wird Pharmazieunternehmen vorgeworfen, unnötig viel Lobbyarbeit zu betreiben. Teilweise würden sie sogar verhindern, dass sich moderne und kostengünstige Heilungsverfahren am Markt durchsetzen, damit die gewinnbringenderen Medikamente auch in Zukunft weiter verkauft werden können. Ob dies stimmt, kann an dieser Stelle kaum beurteilt werden. Fakt ist jedoch, dass einige Investoren hierauf in ihren Portfolios unter allen Umständen verzichten möchten.
Gentechnik Das Thema Gentechnik ist ebenfalls sehr umstritten. Viele Investoren und Wissenschaftler sehen hierin eine Möglichkeit, die rasant steigende Weltbevölkerung dauerhaft zu ernähren. Andere empfinden Gentechnik einen gefährlichen Eingriff in die natürliche Umgebung, weshalb auf Investitionen in diesen Sektor verzichtet wird. Auch hier gilt wieder, dass der Anleger letztlich für sich entscheiden muss, welcher Meinung er ist.

Dabei genügt es, wenn ein Unternehmen in einem dieser Bereiche tätig ist, auch wenn andere Unternehmensteile vielleicht als nachhaltig gelten. Beispielsweise investiert RWE zwar im Bereich der erneuerbaren Energien, fördert aber noch immer fossile Brennstoffe. Auf Basis der Negativmerkmale würde eine Investition in RWE trotzdem nicht in Frage kommen, selbst wenn beispielsweise nur 1 Prozent des Umsatzes durch die „schmutzigen“ Energieträger verursacht würde.

Bereits angeklungen ist auch, dass nicht alle genannten Branchen von jedem Anleger und jedem Investmentfonds pauschal als nicht nachhaltig bezeichnet werden. Zudem erhebt die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es gibt durchaus andere Wirtschaftszweige, die aus Nachhaltigkeitsperspektive nicht für Investitionen zu empfehlen sind. Viele Anleger meiden etwa Textilhersteller bzw. -marken, weil sie die Produkte oftmals billig und unter inhumanen Bedingungen in Asien produzieren lassen.

Einzelne Unternehmenstätigkeiten als Negativmerkmal

Ein weniger klares Ausschlusskriterium für das eigene Portfolio sind einzelne Negativmerkmale von Unternehmen, auch wenn diese vielleicht sogar in nachhaltigen Branchen arbeiten. Immer mehr Konsumenten und Investoren blockieren beispielsweise den Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé, weil dieser angeblich die Grundwasserversorgung in Schwellenländern aufkaufen würde. Hieraus würde dann Wasser produziert, das in Europa verkauft werde.

Auch bei diesen Einzelbewertungen gilt wieder, dass der Anleger individuell entscheiden muss, was er als nicht nachhaltig empfindet. Wichtig ist in diesem Bereich jedoch, tatsächlich ausführlich zu recherchieren. Nur weil es vereinzelte Presseberichte mit negativem Beigeschmack gibt, müssen diese nicht wahr sein. Umgekehrt deutet eine oberflächlich weiße Weste aber noch lange nicht daraufhin, dass das Unternehmen tatsächlich nachhaltig agiert bzw. keines der vom Anleger festgelegten Ausschlusskriterien erfüllt.

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Kann durch Ausschlusskriterien ein nachhaltiges Portfolio aufgebaut werden?

Bisher wurde vorgestellt, was das Ausschlussprinzip genau bewirkt. Dabei wurde schnell deutlich, dass dieses Verfahren eine gewisse Schwäche hat. Statt in nachhaltige Unternehmen zu investieren, verhindert der Anleger nur, dass sein Kapital in nicht nachhaltige Wertpapiere fließt. Ein Beispiel:
Der Investor möchte ein nachhaltiges Portfolio aufbauen und dabei das Prinzip der Negativmerkmale anwenden. Dabei entscheidet er sich, folgende Branchen grundsätzlich auszuschließen:

  • Fossile Brennträger
  • Alkohol
  • Tabak
  • Waffen

Anschließend wird auf dieser Basis ein Portfolio zusammengestellt, dass beispielsweise einen Textilkonzern mit einschließt. Schließlich gehört dieser Konzern keiner der genannten Branchen an. Das Problem: Durch Nachforschungen der Presse ist längst deutlich geworden, dass das Unternehmen seine Kleidung billig in Bangladesch produzieren lässt und dabei bewusst auf Hungerlöhne und Kinderarbeit setzt bzw. diese Faktoren zumindest gekonnt ignoriert.

Ein weniger drastisches Beispiel wären Automobilkonzerne, die sich ebenfalls im Portfolio befinden könnten. Auch Finanzdienstleister könnte der Anleger mit aufnehmen. Selbst wenn die jeweiligen Unternehmen tatsächlich keine Geschäftsfelder betreiben würden, die etwa umweltschädlich sind oder gegen soziale Standards verstoßen, so ist dies noch kein Indiz für Nachhaltigkeit. Das trifft nur auf Unternehmen zu, die bestimmte Standards erfüllen und nicht nur nicht gegen sie verstoßen.

Würde dieses Investment also als nachhaltig gelten? Vermutlich nicht, auch wenn das Portfolio letztlich keines der genannten Ausschlusskriterien erfüllt. Schwierig ist es vor allem, solche Negativmerkmale im ethischen Bereich zu definieren. „Das Unternehmen darf nicht unethisch agieren“ würde die direkte Frage aufwerfen, was überhaupt ethisch ist. Anhand negativer Ausschlusskriterien lässt sich diese Frage jedoch nicht beantworten, so dass das Prinzip zwangsweise an seine Grenzen gelangt.

Tipp: Gute Recherche für Negativmerkmale notwendig

Obwohl Ausschlusskriterien vergleichsweise einfach aufgebaut sind, ist bei Investitionen doch ein gewisses Maß an Recherche notwendig. Denn nicht immer ist auf den ersten Blick ersichtlich, in welchen Branchen Unternehmen eigentlich tätig sind. Durch jahrzehntelange Diversifikationen, Zukäufe und Umstrukturierungen sind Konzerne wie beispielsweise Siemens in zahlreichen Sparten tätig. Zwar gibt es meist noch eine übergeordnete Branchenbezeichnung, doch gerade bei Ausschlusskriterien kann es auf das Detail ankommen.
Informationsmaterial findet sich nicht zwangsweise auf der Homepage der Unternehmen, auch wenn im Jahresbericht in der Regel alle Beteiligungen an Tochtergesellschaften aufgelistet sind. Viele Konzerne verschleiern aber bewusst, dass sie in weiteren Geschäftsfeldern aktiv sind.

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Positivmerkmale als Alternative zu Negativmerkmalen

Deutlich weiter gehen die sogenannten Positivmerkmale. Hierbei handelt es sich um vom Anleger oder Investmentfonds festgelegte Standards, die ein Wertpapiere erfüllen muss, um für Investitionen in Frage zu kommen. Beispiele:

  • Das Unternehmen verzichtet vollständig auf Kinderarbeit, auch bei Zulieferern, die entsprechend überwacht werden müssen.
  • Alle Mitarbeiter erhalten pro Monat ein Gehalt von mehr als X US-Dollar.
  • Der Konzern führt Maßnahmen im Bereich Forschung und Entwicklung durch, die zur Reduktion der CO2-Ausstöße bei der Produktion führen sollen.
  • Es wird nur in Unternehmen einer Branche investiert, die bei Mitarbeiterbefragungen die besten Ergebnisse erzielen.

Solche Positivmerkmale haben den großen Vorteil, dass sie es ermöglichen, tatsächlich nachhaltige Unternehmen zu finden. Problematisch ist hier allerdings, die Merkmale möglichst klar und einheitlich zu definieren. Zudem ist es relativ schwierig, entsprechende Informationen über die Konzerne zu erhalten. Meist haben nur große Investmentfonds die Möglichkeit hierzu, wobei es selbst dann noch zu Feheinschätzungen kommen kann.

Fazit: Ausschlusskriterien als Basis für ein nachhaltiges Portfolio

Wer bei Investitionen Negativmerkmale spezifiziert, der schließt bestimmte Unternehmen aufgrund ihrer Branchenzugehörigkeit pauschal von Investments aus. Oft vermieden werden Investition in Tabak, Alkohol oder Waffen, aber auch fossile Brennstoffe oder Gentechnik sind bei vielen Investoren unbeliebt. Das Problem an diesem Prinzip besteht darin, dass es noch keine wirklich nachhaltigen Unternehmen findet. Vielmehr werden nur solche Konzerne gefiltert, die als nicht nachhaltig gelten. Im besten Fall hat der Anleger, welcher Aktien umweltbewusster handeln möchte, damit also „neutrale“ Unternehmen im Portfolio, die zwar nicht gegen ethische oder umwelttechnische Standards verstoßen, aber auch nicht aktiv zur Verbesserung der aktuellen Situation beitragen. Insofern sollten die Ausschlusskriterien eher als Basis für die Aufstellung eines nachhaltigen Fonds oder Portfolios verstanden werden, nicht aber als alleiniger Entscheidungsmechanismus.

Bilderquelle: shutterstock.com